Ulrich Koch
ELEMENTARES GEDICHT № 3
Wie lähmend sind eure Jamben.
Und lasst uns schweigen von euren – ihr nennt sie –
Biographien: Banal wie die Zypressenschatten
auf den Bildern von Böcklin.
Wolltet ihr nicht endlich Dyslalien züchten?
Versucht euch doch einmal wie Delphine zu küssen!
Die Gesichter eurer Kinder: Machbarkeitsstudien.
Ich lebe länger ohne eure Verse.
Wann wird man euch das Kunsthandwerk legen?
Ich lese lieber Kohlhaas, treu wie Herse.
Auch in mir sind lange Gedichte, die ins Freie wollen
nach so vielen Jahren. Bald
ist die Küste erreicht, glauben sie mir immer noch.
Droht mir jetzt nicht mit Gewaltlosigkeiten.
Ich zähle mein Leben
nach Dienstjahren, unterbrochen
von wenigen Sommern.
Das Gras sagt mir alles ins Gesicht.
So möchte ich leben:
In Auflösung begriffen, im Schatten
einer cerebralen Wolke wandernd,
die mich vergißt. Ausruhend
von mir, an einem Bach,
die Kiesel kandiert vom gebrochenen
Licht; die Füße im Wasser,
vom Wasser geknickt.