Franz Dodel
[eigenartig wie rastlos wir unterwegs sind]
eigenartig wie rastlos
wir unterwegs sind
Licht zu entdecken und es
freilegen wo es
sich sicher wähnte vor uns
weder im Branntwein
noch in Schwefelsäure nicht
zerschnitten oder
zerrissen und auch im Tod
zeigen Medusen
keinerlei Spuren von Licht
dies stellt Christian
Gottfried Ehrenberg fest der
das Meeresleuchten
gründlich untersucht hat doch
an diesen Tieren
nicht beobachten konnte
mag sein dass es stimmt
was andere berichten:
vor Siam leuchte
das südliche Meer weil es
unaufhörlich das
Licht einsauge der Sonne
und dasselbe Licht
lasse Eidechseneier
Johanniskäfer
und Torf hell aufleuchten nachts
was aber bewirkt
das Licht falls es auch bei uns
Einlass findet und
wie sehen wir aus wenn es
uns wieder verlässt
wozu sind wir Gefäße
die aneinander
sich drängen und denen es
doch kaum je gelingt
etwas wirklich zu fassen
woher kommt das Licht
das sich zwar auf uns doch nicht
in uns hineinlegt
stumm ergeben stehen wir
scheinen zu warten
dicht am Rande des Abgrunds
weit unter uns und
außerhalb aller Bilder
funkeln die Scherben
der zerbrochenen Krüge
in deren Leere
erst noch der gerade Strahl
himmlischen Lichts fiel
wir vermuten der Körper
sei ein Gefäß das
unsere vergangenen
Freuden und Schmerzen
und das Geistige in uns
bewahre so dass
erinnernd etwas davon
aufglühen könnte
aufblitzen vielleicht nur kurz
als säßen wir in
einem dunklen Speisesaal
wo Glasprismen die
als Messerbänkchen dienen
ebenso schöne
Lichter aufsprühen lassen
wie die Fenster der
Kathedrale von Chartres