Andreas Koziol
Die Nacht zeigte sich
Die Nacht zeigte sich von einer unbeschriebenen Seite.
Ich lauschte den Atemzügen des Korridors und fand
auf seiner blauen Teppichzunge einen Nachgeschmack
von schlecht verdauten Abschiedswörtern.
-Armer Sack- hörte ich mich da unvermittelt
zu meinem Staubmantel an der Garderobe sagen,
-kannst dir einen besseren Menschen
auch nicht aus dem Ärmel schütteln, wie?
Was läßt du die Flügel so hängen,
wie ein Rabe, der an dem romantischen Aas resigniert,
das er täglich bekleiden muß
auf seinem Weg durch den Bauch dieser Hauptstadt,
deren Straßen uns alle recht winklig und zugig
am A... vorbeigehen?-
Obwohl er während dieser Worte
kein Zeichen des Bewegtseins verraten
und in regloser Reserviertheit seiner Nische
meiner Resignation entsprochen hatte,
so gut es irgend zu ihm als einem Exemplar
der vorletzten Übergangsmode paßte,
fiel er mir mit einmal um den Hals
und floß dann von meinen Schultern herab
um sich mir wehmütig vor den Füßen aufzuwerfen
zu einer Mütze voll Wind,
Wind vom Ende irgendeiner Gasse.
Wind vom Umfall irgendeines Denkmals.
Wind vom Türenschlagen. Wind aus Schulbaracken.
Nicht umsonst nämlich war er eine Klamotte des Überganges,
die genügend Stoff für einfältige Wandlungen bot.
Ich hatte seine Wellenlänge wohl genau getroffen,
als sein Aufhänger gerade den Geist aufgab.
Und weil er mir letztlich näher war
in seiner so plötzlich am Boden liegenden
schon fadenscheinigen Wirklichkeit,
näher als manche andere anzügliche Form,
die heutzutage das Maß der Dinge sein kann,
habe ich mich also nicht lumpen lassen,
mit ihm an dieser Stelle ein größeres Aufheben zu machen,
obwohl er nur ein sehr getragener Mantel war.