Thomas Rosenlöcher
Der Hauskauf
Der Hauskauf
„Jetzt zeig ich Ihnen was Besondres“, sagte
der Makler und fuhr gleich durchs Hoftor, bis unter
den hoch übers eingesunkene Dach
blühenden Birnbaum. Hinterm Küchenfester
ein Teller, in dem der Löffel noch lag,
ein Bündel mit Briefen, die Brille, die jeder
einmal im Leben endgültig vergißt.
Im Schutt am Herd der Ahorn, der, im Tanz
ergrünend, seine durchscheinenden Blätter
zum Küchenschrank vorstreckte. „Wollten sie
nicht etwas Idyllisches?“ fragte der Makler
und gab mir den Schlüssel. Worauf ich prompt mit
der Tür ins Haus fiel. Jedoch je zaghafter
ich, ringsher von Kindheit und Plumpsklo umweht,
auftrat, desto existentieller das harsche
Ächzen der Stiege, nachkrachend quittiert
vom Rummsfuß des Maklers. Oben in der Kammer
Blümchentapete, Waschschüssel, Nachtschrank.
Im Bett lag ein Toter und schaute mich an.
Im kalkweißen Antlitz das imperiale
Kinn wackelte plötzlich, der schrumplige Mund
begann sich zu äußern: „Das wird aber Zeit,
daß ihr mich besucht, Jungs.“ Anhaltendes Rumpeln
als Treppensturz deutbar. Der hinter mir her
hinkende Makler halbierte den Preis.