Steffen Popp
Auratische Flurkunde
Auratische Flurkunde
I
Unmerklich stilbildender Wind aus Nordwest
und das Garagentor formen ein strömendes Rechteck
das emotionale Projekt, verstimmt
hängt es vor uns, in der Luft, atmet angestrengt
wir suchen die Ordnungen der Liebe
im Gespräch zu binden, auf langen Waldgängen
durch Nebel.
II
Das Herz schäumt groß in seiner Schmerzenslaube
wildes Gerank, Geschrei, trockene Rosen, Stille
Dunkelheit wächst geometrisch, in leisen Reihen
im Seerosengürtel der Insel, treibendes Entengrün
und Wälder sind und
Gründe, darin du schwindest
das Areal, naturidentisch, korrekt bebrütet
die Einsamkeit deiner Gummistiefel, pragmatisch
unter den weißen Knien
und tönt nicht, durch das Gegröl verirrter Zeugen
der Biosphärengesang deiner Schwäne, am Abend.
III
Immer in Graden von Müdigkeit
eingeschneit in Gebirgen, der Ebene, dem eigenen Leib
begegnen – einem
in selbst erzeugten Nebeln, fern
schwimmenden, lichtüberwachsenen Ufer …
Seltsame Korrespondenz mit Narzissen, Steinbrech
diese besondere Technik hieß »wohnen«, »Zuhaus«
wir aber wollten tiefer, in den Destillen der Zartheit
das unverstörte Ja niemals beenden
die Wörter, ihr Elend, Pinguinspuren im Packeis
– dir zusehen beim Gehen, Atmen, deine kindischen
Fäuste betrachten im Schlaf …
IV
Das Sprechen zermürbt die Gemeinde der Schmerzen
Zukunft besiedelt das Denken wie ein Pilz, wie Feuer
ein rotes Pferd steht in der Rotunde, aus Kupfer
das Blut in deinen Fingern, die Festbeleuchtung
hängt in den Kronen wie ein verwelktes Klavier.
Unruhig herumlaufen, einzelne Tasten anschlagen
manchmal lockt die Musik etwas hervor
der Augenblick, eine Sehnsucht im Spiel der Zweige
Liebende aus schlechtem Stein künden die Nacht an
kalte Fusion, Kentaur
wer in den Umkreis der Bäume tritt, ist allein.