Zvonko Maković

Alles versuche ich aufzuschreiben.
Er sagt: auch die Bewegungen möchte ich festhalten.
Und die Spuren. Und die Stimmen, damit sie sich nicht
verflüchtigen. Langsam öffne ich
meine Aufzeichnungen, meine Bücher, langsam:
ich wundere mich über nichts mehr.
Meine Gefühle sind abgestumpft.
Das bedaure ich sehr, und such für dieses Unglück
einen Mitschuldigen. Diese albernen  Latschen
habe ich letzten Herbst gekauft. Das steht schon da,
denn die Dame, die auf die Uhr gesehen hat,
den Ärmel des Morgenmantels hochkrempelnd,
sagte eines Tages den Satz
„diese albernen Latschen ...“,
streichte sich die Haare aus der Stirn und dachte sich dabei,  
mit welcher Leichtigkeit Brenda Lee schritt,
auf ihren hohen Absätzen, die
jeden Muskel ihrer
Waden, ihrer Oberschenkel verstärkten ...
Und Brenda Lee, denkt er,
hob die Hand weit in die Höhe, damit ihre
Brüste im Profil den Bildausschnitt dominieren.

Jemand strauchelte beim Überqueren der Straße,
und die Straßenbahn begann zu bremsen.
Jemand kaufte am Morgen die Zeitung
und las mit einem Gefühl von Ekel  
die Namen der Verstorbenen.
Namenlose Gesichter,  geschützt
vom Glas der Straßenbahnfensterscheiben,
ihre Bewegungen erscheinen unwirklich.
Der Ausdruck ihrer Gesichter spricht vom eigentlich Unfassbaren.
Er stößt auf Namen, die auf den Seiten
seines Taschen-Adressbuches überall verteilt stehen,
vollkommen beliebig.  
Als er versucht, sie zu ordnen,
schreit gerade jemand auf, und diesen Aufschrei
schreibt er dem ersten Namen zu auf den er gestoßen ist.
Den betreffenden Bekannten stellt er sich
als Selbstmörder vor, der von der Brücke springt.
Ich habe deinen Namen aus dem Adressbuch gelöscht,
sagt er, und auf seinem Gesicht flackert
ein prüfendes Lächeln.
Ich habe deinen Namen gelöscht,
wiederholt er vor dem Spiegel.
Ich bemühe mich, alles Geschriebene auch zu behalten,
sagt er, und mein Leben verwandelt sich langsam,
aber systematisch in Literatur.
Er schaut auf die Williams-Armbanduhr
und schreibt die Zeit auf. Dann geht er
zum Klavier, holt eine Camel-Zigarette
ohne Filter heraus, zündet sie an,
mit einem Gasfeuerzeug der Marke Ronson von 1934.
Und sagt mit rauer Stimme
„Spiel´s  noch einmal, Sam!“

I try to put everything down.
Also: I want to put down motions as well.
And footprints. Then I slowly open
my notebooks, and my books, I open them
slowly too, and am not surprised by anything.
My senses have become dull.
I'm regretful and seek the accessory
to these troubles. I got these stupid sandals
this past fall. That was already put down,
and a lady who looked at her watch,
lifting up her raincoat sleeve,
uttered the sentence,
"I got these stupid sandals..."
removing her hair from her forehead,
thinking also of the ease Brenda Lee
exhibited striding on her high heels
that emphasized every muscle
of her calves, her thighs...
Also, Brenda Lee, he recalled,
used to raise her arm up high to have
her breasts dominate the screen.

Someone stumbled crossing the street
and the streetcar driver slammed the brakes.
This morning someone bought newspapers
and feeling disgusted read
the names in obituaries.
The streetcar window protects
nameless faces,
their motions seem unreal.
Their expression speaks of the just unreachable.
He would find names
scattered unsystematically
in the pages of his pocket address-book.
When he tried to set them in order,
someone screamed and he attributed
that scream to the first name he came across.
He imagined the acquaintance to be someone
who committed suicide jumping off the bridge.
I erased you name,
he said, and the inquisitve smile
flickered across his face.
I erased your name,
he repeated in front of the mirror.
I try to put down and memorize everything,
he says, and my life is slowly
but systematically turning into literature.
He glances at his Williams watch
and puts down the time. He goes
to the piano, pulls out a filterless
Camel, lights it up
with a 1934 Ronson lighter,
and says hoarsely,
"Play it again, Sam."