I
Auf asphaltiertem Meer ist ein Vogel in den Lüften so weiß wie eine arme
Seele.
Wenn er das Ufer gewittert hat, hält der Leuchtturm inne,
zur Linken, wo wir einst strandeten.
Auf asphaltiertem Meer ist ein Anker ein geborstener Pflug.
Ein Jahrhundert schreibt unsere Namen neu,
ganz nach der Neigung von Grabsteinen.
Wir speisen vor aller Augen neben rotem Felsentisch Meereswasser. Ein
Feuer aus grünen Kiefernadeln wärmt das Gebein.
Die Münder ein Gebiß, schwarz vor Rost, im Tanz.
Die Spitze der Kapelle ist eingepaßt in diese Nacht eines jeden Augusts.
Stürme: Pflichtlektüre im Fach Tod.
Das Licht da hält inne, wo noch mehr Totes sich sammelt. Wenn die Kette
gebrochen ist, fällt der Anker tief in die Klage von Säuglingen.
Liebende halten einander umschlungen unter dem Asphalt.
Nach einem Jahrhundert erst ist zu verstehen der schwarze Inhalt einer
Uhr.
II
Die Festung der Blumen hat das Meer im Visier.
Ein Bierglas erwartet den Sonnenuntergang, Gold beschmiert,
wie ein Krankenstand, der sich verschlimmert auf den Lippen.
Wer da spricht, spricht weiter im Glas.
Wer da singt, wird gesungen von einer E-Gitarre,
zehnfach verstärkt. So sperrt man einen Tauben ein.
Lächeln ist die Sache von Mitschnitten,
Speise etwas zum Aufbrechen von Fingern.
Die Silhouette eines ertrunkenen Matrosen drängt heran. Zwischen Stuhl
und Stuhl wird sie zum Plural.
Der Wind und der Wind ist ein stinkiger Auswurf Blut zwischen Atemzügen.
Was da Mensch heißt, stopft Risse mit Worten.
An altem Ort treten Steine auf der Stelle, schneeweiß sind ihre Fersen.
Sie lähmen des Herzklopfens Stiege.
Nicht steigend, nicht fallend, so erreichen nun die Tage
das letzte, das trunkene, das wiedergekäute Meer.
III
Jahre der Lähmung, Jahre gelähmt zur Untat gepreßt,
Jahre in versunkenem Schiff.
Der Leib hier, uneingedenk der Gabe zur Linderung, öffnet weit seine Haut,
bis das Meer nach innen faßt.
Gereinigt ist die Leber eine weiße Qualle.
Gepökelt bindet ein Gesicht Sterne tausendfach. Beherrscht von
Schildkröten, spielt das Bett weiter auf funkelndem Instrument.
Wo der Mond zweifellos unsere Phosphoreszenz ist,
schaben die Gezeiten ruhelos jüngere Schöße aus.
Hilferufe halten inne in jedem Gehör, das keines ist.
In dem winzigen Moment, da ein Hai vor dem Blutrausch still hängt.
Wir bewegen uns nicht. Rost hat den Himmel überhäuft.
Wir werden bewegt. Der purpurne Schatten des Meeres hat
ein Jahrhundert im Griff. Ein Paar tintenklecksende Hände
rühren an matten, matt umgesetzten Schlaf.
Schmach, rittlings auf dem Leuchtturm,
rührt an onanierende Leiber, von Toten den Stränden vermacht.
Die Vögel in den Lüften sind ein winziger Bogen, der schießt allen Flug in
die fünf Finger seiner Hand.
Unsere Särge haben dieser Nacht zu folgen.
Auszugraben ist der verletzte, grundlose Meeresgrund, innehaltend, wo
ein Orkan nicht innehalten kann.