jedes bedeutungslose leben hat endlose bedeutung
gegenüber der graubraunen niederlage des tods / bleibt
meine triumphale achtung fürs leben
sie / lässt mich seine ganze unfassbarkeit sehen
ich lese die schicksale dieser arbeiterinnen / lese meins
von der industrie aufgebohrte körper, geister / wir
verlieren uns vor unserer zeit / lösen uns auf in der welt
übrig bleiben krankheiten / gebrochene finger
erinnerungen ans zeitalter überlebter wunden
und während ich diese sätze schreibe / ist dein gesicht farblos
es zeigt, wie kaputt dein körper ist / zeigt
den schwindel / das herzrasen / die mühe
beim atmen / mit der du dich langsam ans industriezeitalter
gewöhnst, an seine krankheiten / seinen klebstoff / sein benzol
die sich in deinen adern mischen
schlimm sind nicht wirklich die eigenen schmerzen
sondern wie krank die gesellschaft ist, die sie dir macht
eine endlose reihe von menschen, deren schicksal
identisch mit deinem ist / sie kennen den grund ihrer krankheit
nicht / verlassen die städte, die anderen gehören, gehen in ihre dörfer zurück
wo sie die schmerzen ertragen / und leise sterben / sie sind der stumme teil
ohne den die industrie sich weiter als glänzende landschaft gibt
ohne den die gesellschaft weiter trippt, auf einem aufschwung,
den niemand erklärt / du schleifst
deinen zerbrochenen körper / aus der fabrik zum diagnosezentrum
für berufskrankheiten / zum umweltschutzzentrum / zur unterabteilung
für schwerarbeit / du erträgst den doppelten schmerz
von gesellschaft und körper
pillen / in den blutgefäßen
packen deine krankheit am hals, kurzfristig
während die gesellschaft weiter schwärt / von einer krankheit
zur nächsten / gibt es eine wahrheit, die du besser begreifst
tatsächlich / macht keine dieser krankheiten dich
wütend / aber jede von ihnen nimmt dir die sprache / sodass du ihre ursache
nur noch im eigenen körper suchst / an deiner einsamkeit
erkenne ich / dass es längst zu viele schmerzen gibt / die wir nicht
wiederholen können / „wieviele, die bis zum tod
auf ihre offizielle krankschreibung warten“ / ein papier
das man schwerer findet als die straßen nach shu / wo wir alle herkommen
und zwischen unsicheren bergpfaden unsere bestimmung spüren
von dem moment, wo dein fall abgelehnt wird
bis dein letztes mittel die brust öffnet und seine lunge vorzeigt
unterdrücke ich den schmerz / mit mühe die wut...