Peter Huchel 
AutorIn

Gedichte

Original

Übersetzung

Peter Huchel 
AutorIn

Foto © Roger Melis
* 03.04.1903, Berlin, Deutschland
30.04.1981, Staufen im Breisgau, Deutschland

Peter Huchel, als Helmut Huchel geboren am 3. April 1903 in Groß-Lichterfelde bei Berlin, zählte Joseph Brodsky zu den bedeutendsten deutschen Lyriker der Nachkriegszeit, neben Gottfried Benn.
Aufgrund einer Lungenkrankheit der Mutter wächst Huchel auf dem Bauernhof seines Großvaters im Dorf Alt-Langerwisch in der Mark Brandenburg auf. Nach dem Umzug der Eltern nach Potsdam besucht er das dortige Gymnasium und studiert in den Jahren 1923 bis 1926 Literatur und Philosophie in Berlin, Freiburg im Breisgau und Wien.
Ab 1927 unternimmt er ausgedehnte Reisen durch Frankreich, schlägt sich in Paris als Übersetzer durch und arbeitet ein Jahr auf einem Bauernhof in Grenoble. Im Jahr 1930, in dem er den Vornamen Peter annimmt, schließt er - noch in Frankreich - Freundschaft mit dem Philosophen Ernst Bloch, lernt den russischen Lyriker Jessenin kennen, dessen Verse er ins Französische überträgt, heiratet Dora Lassel und bereist Rumänien, Ungarn und die Türkei.

Nach seiner Rückkehr nach Berlin im Jahr 1930 wird er Mitarbeiter der damals bekannten Literaturzeitschrift "Die literarische Welt", in der er wie auch in den beiden anderen Zeitschriften „Das innere Reich“ und „Die Kolonne“ seine ersten Gedichte veröffentlicht, die stark von der märkischen Landschaft geprägt sind.
1931 lässt er sich in der Künstlerkolonie-Wilmersdorf am Laubenheimer Platz nieder, und wohnt im selben Haus wie Ernst Bloch, bei dem er häufig zu Besuch ist. 1932 erhält Huchel von der Dresdner Zeitschrift „Die Kolonne“ seinen ersten Lyrikpreis für die   Gedichtsammlung "Der Knabenteich", deren Drucklegung er jedoch verhindert, weil er befürchtet, die Nationalsozialisten könnten seine Naturlyrik vereinnahmen.
Nach einer Razzia in der Künstlerkolonie im März 1933 gehen viele Freunde ins Exil. Huchel entscheidet sich letztlich für die „innere Emigration“ und lebt ab 1934 zurückgezogen in Michendorf, wird 1935 Vater einer Tochter und verfasst in den kommenden Jahren eher unpolitische Funkdichtungen und Hörspiele unter anderem für den Reichssender Berlin und den Deutschen Kurzwellensender. Gedichte veröffentlicht er in dieser Zeit kaum. In diese Zeit fällt auch der Beginn der Freundschaften mit Günter Eich, Werner Bergengruen und Raimund Pretzel (Sebastian Haffner).
Ab 1941 dient er im Zweiten Weltkrieg als Soldat im Nachrichtenregiment (Flugmeldedienst) und gerät 1945 in sowjetische Gefangenschaft in Rüdersdorf. Nach einem Lehrgang an der Antifa-Schule Rüdersdorf beginnt Huchel 1945 als Dramaturg und persönlicher Referent des Sendeleiters beim Rundfunk der DDR, und steigt rasch auf. 1946 wird er Chefdramaturg, dann Sendeleiter und 1947 schließlich Künstlerischer Direktor. 1946 lernt Huchel seine zweite Frau Monica Melis, geb. Rosenthal, kennen, und trennt sich endgültig von Dora. Allerdings wird die Scheidung von seiner Frau und die Ehe mit Monica Rosenthal erst 1953 vollzogen bzw. geschlossen.

In dem 1948 im Aufbau-Verlag veröffentlichten Band Gedichte, der nach 1925 entstanden Gedichte versammelt, zeigen sich deutlilch die Kontraste zwischen Kindheitsidylle und Kriegs- und Fluchterfahrungen.
1949 wird Huchel Vater eines Sohnes, freundet sich mit Brecht an und wird Chefredakteur der literarischen Zeitschrift Sinn und Form der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin, was er bis 1962 blieb.

Sehr bald schon wird Huchel aufgrund seiner systemübergreifenden künstlerischen Konzeptionen für Sinn und Form angegriffen. Nach Brechts Tod 1956 wird seine Arbeit dann immer stärker behindert, so dass sich Huchel 1962 endgültig zum Rücktritt gezwungen sieht. Auf seine Arbeit als Chefredakteurstätigkeit bei Sinn und Form, die nach Walter Jens die Rolle des »geheimen Journals der Nation« spielte, gründet sich auch ein großer Teil von Huchels Ruhm.
Es folgen neun Jahre der Isolation, Überwachung und menschenverachtenden Schikanen seitens des Stasi-Systems. Ab 1968 wird auch die an ihn gerichtete Post konfisziert.
Erst nach Interventionen der West-Berliner Akademie der Künste, der Präsidenten des Internationalen PEN-Zentrums und Heinrich Bölls wird Huchel 1971 die Ausreise aus der DDR genehmigt und er verlässt sein Haus in Wilhelmshorst für immer. Bis dahin war es Treffpunkt von Schriftstellern, die in Opposition zum SED-Regime standen. Wolf Biermann, Ludvík Kundera, Günter Kunert, Reiner Kunze und andere kamen zu Huchel, auch Heinrich Böll und Max Frisch zählten zu den Besuchern.
Im Westen ist er zunächst Gast in der Villa Massimo in Rom und lässt sich 1972 in Staufen im Breisgau nieder. In diese Zeit fällt auch der Beginn der Freundschaft mit Marie Luise Kaschnitz. 1972 veröffentlichte er den Gedichtband Gezählte Tage mit Werken aus der Zeit nach 1963. 1979 folgt sein letzter Band Die neunte Stunde.
Am 30. 4. 1981 stirbt Huchel nach langer Krankheit.

Huchel war Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland (1949), Ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Künste (DDR) (1952), Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg (1957), Ehrenmitglied ab 1963, der Société de Culture, Venedig (1958), der Communità europea degli Scrittori, Rom (1961). Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste, Westberlin. (1966), Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste, München. (1970), Ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt (1971)

Publikationen
  • Gedichte

    Berlin: Aufbau, 1948

  • Chausseen, Chausseen

    Gedichte

    Frankfurt am Main: Fischer, 1963

  • Die Sternenreuse

    Gedichte 1925–1947

    München: Piper, 1967

  • Gezählte Tage

    Gedichte

    Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1972

  • Peter Huchel. Selected Poems

    Translated by Michael Hamburger

    Cheadle: Carcanet Press, 1974

  • Unbewohnbar die Trauer

    St. Gallen: Erker Presse, 1976

  • Der Tod des Büdners

    St. Gallen: Erker Presse, 1976

  • Die neunte Stunde. Gedichte

    Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1979

  • The Garden of Theophrastus and other poems

    Translated by Michael Hamburger

    Cheadle: Carcanet Press, 1983

  • Gesammelte Werke in zwei Bänden

    Band 1: Die Gedichte. Band 2: Vermischte Schriften

    Herausgegeben und erläutert von Axel Vieregg

    Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1984

  • A Thistle In His Mouth

    Poems by Peter Huchel

    Selected, translated and introduced by Henry Beissel

    Dunvegan, Ontario: Cormorant Books, 1987

  • Gedichte

    Auswahl und Nachwort von Peter Wapnewski

    Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1989

  • La Tristesse est inhabitable

    Traduit par Emmanuel Moses

    Paris: la Différence, 1990

  • Die Gedichte

    Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1997

  • Wegzeichen. Ein Lesebuch

    Gedichte und Prosa, mit Grafiken und Interpretationen sowie Stimmen zu Huchel

    Ausgewählt und herausgegeben von Axel Vieregg

    Wilhelmshorst: Märkischer Verlag, 1999

  • Wie will man da Gedichte schreiben

    Briefe 1925-1977

    Hrsg. von Hub Nijssen

    Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2000

  • Langsam dreht sich das Jahr ins Licht

    Jahreszeitliche Gedichte aus der Mark Brandenburg

    mit Fotografie von Sabine Breithor. Ausgewählt und herausgegeben von Axel Vieregg

    Wilhelmshorst: Märkischer Verlag, 2003

  • The Garden of Theophrastus

    Selected Poems

    Translated by Michael Hamburger

    London: Anvil Press Poetry, 2004

  • Chaussées chaussées

    Traduction de 'Chausseen Chausseen' par Maryse Jacob et Arnaud Villani

    Saint-Pierre-La-Vieille: Atelier la Feugraie, 2009

  • Jours comptés

    Traduction de 'Gezählte Tage' par Maryse Jacob et Arnaud Villani

    Saint-Pierre-La-Vieille: Atelier la Feugraie, 2011

  • La neuvième heure

    Traduction de 'Die neunte Stunde' par Maryse Jacob et Arnaud Villani

    Saint-Pierre-La-Vieille: Atelier la Feugraie, 2013

  • Havelnacht

    Mit Fotografien von Roger Melis

    Gedichtauswahl und Nachwort von Lutz Seiler

    Berlin: Insel-Bücherei / Suhrkamp, 2020

Auszeichnungen
  • 1951 Nationalpreis der DDR

  • 1955 Theodor-Fontane-Preis der Mark Brandenburg

  • 1959 Plakette der Freien Akademie der Künste in Hamburg

  • 1963 Theodor-Fontane-Preis (Westberlin)

  • 1965 Preis der jungen Generation, Hamburg

  • 1968 Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen

  • 1971 Johann-Heinrich-Merck-Preis, Darmstadt

  • 1972 Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur

  • 1974 Andreas-Gryphius-Preis des Landes Nordrhein-Westfalen

  • 1974 Lessing-Ring zusammen mit dem Literaturpreis der deutschen Freimaurer

  • 1976 Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste

  • 1977 Europalia-Preis, Brüssel

  • 1979 Jacob-Burckhardt-Preis der Basler Johann-Wolfgang-von-Goethe-Stiftung

  • 1979 Eichendorff-Literaturpreis

  • 1980 Reinhold-Schneider-Preis der Stadt Freiburg

  • 1977 Preis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie

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