Natalia Azarova wurde am 23. September 1956 in Moskau geboren. Sie studierte Spanische Philologie an der Moskauer Staatsuniversität, anschließend promovierte sie und begann ihre Tätigkeit am Institut für Sprachstudien an der Russischen Akademie der Wissenschaften. Dort arbeitet sie auch aktuell als leitende Wissenschaftlerin und Leiterin des Center of World Poetry Studies.
Zum Schreiben eigener Poesie kam sie vergleichsweise spät, veröffentlichte dann jedoch acht Gedichtbände innerhalb von zehn Jahren. Darüber hinaus legte sie zwei Monographien zur Sprache der Philosophie und ihrer Wechselbeziehung zur poetischen Sprache vor. Sie übersetzt bedeutende Werke der Weltpoesie ins Russische, darunter Du Fu und Fernando Pessoa, und erhielt für ihre Übersetzungsarbeit 2014 den Andrei Bely-Preis.
Azarovas Lyrik ist geprägt duch eine offene Struktur und eine unkonventionelle grafische Form. Unbeeindruckt von kanonisierten Metren und Reimstrukturen entwickelt sie in ihren Gedichten eine ganz eigene Vielfalt in Rhythmus und Klang. Auf syntaktischer Ebene begegnet man Mehrdeutigkeiten und paradoxen Transformationen von Redensarten. Immer neu erkundet Azarova die Flexibilität von Sprache und lotet aus, wie man sie biegen und formen kann.