* 13.02.1981, Weimar, Deutschland lebt in: Gotha, Deutschland
Nancy Hünger (*1981 Weimar) studierte Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und verschrieb sich danach ganz der Literatur. In ihren Texten, die »aus Laut und Luft gewoben« (Gisela Kraft) sind, geht es um die alten verpassten Geschichten und die »große untragbare Einsamkeit«. Der Teufel sortiert hier seine Stricke hinter Milchglas, während ein Kaiman sich in die thüringische Kanalisation verirrt und das Gold im russischen Birnenschnaps flittert.
Nachdem bereits ihr 2006 erschienener Debütband Aus blassen Fasern Wirklichkeit großen Anklang fand, wurde sie mit verschiedenen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, u.a.: Hermann-Lenz-Stipendium (2008), Stipendium des Künstlerhauses Edenkoben (2013), Caroline-Schlegel-Förderpreis der Stadt Jena für einen Essay zur Erzählung »Alte Abdeckerei« von Wolfgang Hilbig (2014), Sonderstipendium der Kulturstiftung Thüringen (2020). Sie war Stadtschreiberin in Jena (2011) und in Tübingen (2018).
Nancy Hüngers Publikationen umfassen Lyrikbände (Aus blassen Fasern Wirklichkeit, Ein wenig Musik zum Abschied wäre trotzdem nett),Grenzläufer zu ‚instabileren Texten‘ (Deshalb die Vögel. Instabile Texte) sowie lyrische Kurzprosa (Halt dich fern; Wir sind golden, wir sind aus Blut; 4 Uhr kommt der Hund. Ein unglückliches Sprechen). Ihre Kurzatmigkeit, die Hünger,wie sie über sich selbst sagt, an die lyrische Form binde, schlägt Lesenden als eine eindringliche Atemlosigkeitentgegen. Ihre Texte sind oft stechend kurz, bis aufs intensivste konzentriert. Eine Handvoll Worte werden zumeist auf engem Raum positioniert, wiederholt, rekombiniert – oft gleichwertig kleingeschrieben, ohne Interpunktion. Im Sog des Enjambements, bei dem Zeile in Zeile fließt, treten Rhythmus und Wortklang als strukturierende Akteure an die Stelle von Satzgrenzen und Worthierarchien. Ein facettenreiches Be-deuten, Verwerfen und Umdeuten wird den Lesenden im Spiel mit Mehrdeutigkeiten vorgeführt. Distanz und Zweifel zu vertrauten Begriffen vermögen sich auf diese Weise einzuschleichen, die einen Raum für neue Sichtweisen, neue Nähe ermöglichen. (Pauline Selbig)
Nancy Hünger lebt als freie Autorin und Bibliomanin in Gotha. Sie ist eine wichtige Akteurin in der AutorInnen- und Kulturförderung in Thüringen und war und ist für verschiedene Kultureinrichtungen tätig, u.a. für das Schiller-Gartenhaus der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und Lese-Zeichen e.V..