Jessie Kleemann (*1959 Upernavik, Grönland) ist Dichterin, Tänzerin, Video- und Performance-Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Kopenhagen.
In ihren Gedichten, die zuerst 1997 im Band Taallat erschienen, treffen Motive aus der Tradition der Inuit auf die globalisierte Gegenwart. Mystische Naturbilder kollidieren mit handfesten gesellschaftlichen Problemen, Meeresmütter mit Brigitte Bardot, Hundeschlitten mit 4-W-Drive-Geländewagen.
So aktualisiert Kleemanns Lyrik, auf Grönländisch und Dänisch geschrieben, die Bildwelten der Eskimos für das 21. Jahrhundert. Sie sucht nach Erbe und Identität im gebrochenen Sprachmaterial der Postmoderne und schafft Texte, in denen das Schöne und das Hässliche einander nicht ausschließen.
Nach einer Ausbildung zur Lithografin studierte Kleemann 1978 bis 1979 am Tuukkaq Theater in Fjaltring, Jütland, und war von 1984 bis 1991 Direktorin der Kunstschule in Nuuk. Neben vielen anderen, auch gesellschaftlichen, Engagements etablierte sie ein Poesiefestival in Grönland, schrieb Filmskripte und hatte eine eigene TV-Show.
Für ihre provokanten Performances entwickelte sie eine auf traditionellen Masken und Riten beruhende »Körperkunst«, die ihren eigenen Körper als lebende Leinwand einsetzt. Auch auf dieser Ebene stellt Kleemann die Kunst eines Volks, das wie kaum ein anderes mit den Umwälzungen seiner Lebenswelt zu kämpfen hat, in die heutige mediale Landschaft.