Eddy van Vliet war von Beruf Anwalt, mit großer Vorliebe und großem Talent für die Poesie.
Nach einem unscheinbaren Debut 1964 stürzt sich Van Vliet, wie so viele seiner Zeitgenossen, beeinflusst durch die Lektüre von Brecht, in politisches und soziales Engagement. Sein Engagement nährt sich nicht in erster Linie von politischen Theorien sondern von der moralischen Entrüstung über alle Dinge, die von einer reinen, paradiesischen Welt abweichen. Auch aus seinen Gedichten geht klar hervor, dass er ein romantischer Poet ist, zwar kein ätherischer introvertierter Romantiker, sondern eine Dichter, der mit beiden Beinen in der realen Welt verankert ist, aber ständig mit ihrer Fehlerhaftigkeit, mit Verlust und Wahnsinn kollidiert.
In den Siebzigern werden Themen wie Liebe, als Ekstase und auch als Verlust, die eigene Kindheit, die Beziehung zur fehlenden Vaterfigur und der Tod immer wichtiger.
Ein erster Höhepunkt seiner reifen Periode ist der Band Jaren na maart. Der März, auf den im Titel hingewiesenen wird, steht für den Zeitpunkt, an dem der Vater die Familie verlässt und somit einen ersten radikalen Einschnitt im bis dahin geordneten Leben des jungen Van Vliet verursacht. Dieses Erlebnis provoziert eine ganze Lebenseinstellung und eine besondere Art des Schreibens: die Negierung der Realität, der Kampf zwischen Erinnerung und Vergessen.
Auch in seinen Liebesgedichten ist ein solcher Umgang mit der Wirklichkeit sichtbar: die Realität hängt einzig von der Perspektive des Verliebten ab.
Der letzte Gedichtband trägt den Titel Vader und erscheint kurz nach Van Vliets plötzlichem Tod. Er kann als poetisches Testament gelesen werden, ganz im Zeichen seiner charakteristischen melancholischen Bildsprache und seiner bisherigen Themen. Es ist zugleich ein Portrait seines Vaters, des 20. Jahrhunderts, aber auch ein Selbstportrait.