Benno Barnard wurde 1954 in Amsterdam geboren, er lebt aber seit mehr als 30 Jahren in Belgien. Er debütierte 1981 mit dem Lyrikband Een engel van Rossetti, voll von zerebralen romantischen Gedichten. Seine späteren Bände, beeinflusst von englischen Dichtern der Zwischenkriegszeit, sind nüchterner im Ton und zeugen von einem historischen Pessimismus.
Nach der Übertragung John Drydens Klassikers All for Love ins Niederländische (Liefdeswoede, 1993), schrieb er selbst 4 Versdramen; Mevrouw Appelfeld (2007) ist seine erste Prosaarbeit für das Theater.
Barnards Prosawerke sind eine modernistische Mischung von Essay, Erzählung, Polemik und Autobiographie, ersichtlich etwa in seiner „genealogischen Autobiographie“ Eeuwrest (2001).
2006 veröffentlichte er sowohl die Anthologie Het tongbotje, gedichten 1981-2005, sehr selektiv, aber angereichert mit vielen neuen Gedichten, als auch die Sammlung Dichters van het Avondland, eine Darstellung der Geschichte des 20. Jahrhunderts anhand der Werke 10 europäischer Dichter.
Das Identitätsproblem oder generell die Frage nach der Identität des Nachkriegseuropäers ist die treibende Kraft, die hinter Barnards Werk steht. Sein Ideal ist das „belgische Modell“, das sich auf die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie bezieht. Textgattung und Sprachstil fungieren als mögliche Wege sich dem Subjekt zu nähern. Der Hintergrund zu alldem ist die europäische Geschichte und die Rolle der jüdischen Philosophie in ihr. Von zentraler Bedeutung für Barnards Werk ist die talmudische Überzeugung, dass das Geheimnis der Erlösung in der Erinnerung liegt.
Benno Barnard hat verschiedenste wichtige internationale Preise gewonnen und ist eine gern gesehener Gast auf internationalen Poesiefestivals. Seine Übersetzungen beinhalten Gedichte von Emiel Verhaeren, W.H. Auden, Paul Celan und Eva Runefelt. Seine Bücher wurden ins Französische, Tschechische, Ungarische, Serbische und Kroatische und ins Türkische übersetzt.