Allen Fisher, geboren 1944 in London, ist Dichter, Maler und Verleger, Hochschullehrer und Performer, dessen Name eng verbunden ist mit dem sogenannten British Poetry Revival und ist zudem langjähriger Herausgeber des Spanner Magazins. Mit Performance und Poesie betreibt Allen Fisher bereits seit 1962, aber ab 1969 entwickelt sich seine künstlerische Praxis entlang verschiedener Stränge prozessualer, konzeptioneller und systematischer Methoden. Insgesamt gibt es in den von ihm bearbeiteten Feldern Kunst, Poesie und Theorie mehr als 150 Veröffentlichungen unter seinem Namen. Er hat vor allem vier große Reihen geschaffen: Das PLACE Projekt (1971-1980), Blood, Bone, Brain (1970-1980), The Art of Flight (1970s) und Gravity as a consequence of shape (1982-2007).
In den 60er Jahren hat er bereits das Edible Magazine herausgegeben und 1972 den Verlag Aloes Books eröffnet, bevor er 1974 mit Spanner beginnt, Kunst, Poesie und verschiedene Reihen sogenannter Chapbooks herauszugeben. Zwischen 1975 und 1980 kommt noch New London Pride Editions dazu, eine verlegerische Initiative, welche er zusammen mit Elaine Fisher führt und welche sich vorwiegend Autoren des Londoner Südens widmet. Als Herausgeber von Spanner und New London Pride hat Fisher viele der sogenannten ‚Revival Poets‘ verlegt.
Die Malerei wird für Allen Fisher im Jahre 1978 allmählich zur Profession. In den 80er Jahren beginnt er, nach zwanzig Jahren Brotberuf in der Blei- und Plastikindustrie, am Goldsmiths' College Kunst, Kunstgeschichte und Poesie zu unterrichten, und wechselt 1989 an das Hereford College of Art & Design. Ab 1998 leitet Fisher den Fachbereich Kunst an der Roehampton Universität, wird 2002 zum Professor für Poesie & Kunst ernannt und leitet ab 2005 die Abteilung zeitgenössischer Kunst an der Metropolitan Universität in Manchester, wo er 2009 emeritiert wird.
Sein Langzeitprojekt PLACE, das als ein Meisterwerk der psychogeographischen Forschung gilt, wird in den 70er Jahren ursprünglich in einer umfangreichen Reihe aufeinander bezogener Büchern und Heften verlegt, und beinhaltet Einflüsse von Blake, Olson, Wordsworth, Robert Kelly, Walter Benjamin, Jung, Dickens, Foucault, Wilhelm Reich, Marxismus, den Situationisten sowie verschiedenster Auseinandersetzungen mit mythologischen, linguistischen, psychologischen, zoologischen, topologischen oder mathematischen Themen und Fragestellungen. Zu PLACE gehören u.a. die Bände Convergences (1978), Becoming (1978) und Unpolished Mirrors (1986).
Sein monumentales Gravity-Projekt erscheint ab 1982 gleichfalls als Reihe vieler schmaler Bücher und Hefte, die zunächst in drei umfangreichen Sammelbänden zusammengefasst erscheinen - Gravity (2004); Entanglement (2004), and Leans (2007) - und heute in edierter Fassung komplett als Gravity as a consequence of shape (2016) vorliegen. Darin setzt Fisher seine Auseinandersetzung mit moderner Wissenschaft fort, mischt deren Sprachen – es wimmelt von Quasaren, Ultraviolettkatastrophen und Krümmungssingularitäten der Raumzeit - mit poetischen Traditionen Großbritanniens, alltagssprachlichen Elementen und Fragmenten aus Philosophie und Politik. „Das Gedicht, wie Fisher es versteht, wird zu einem System interagierender Bezugspunkte.“ (Norbert Lange)
2016 erscheint der Essayband "Imperfect Fit: Aesthetic Function, Facture and Perception", der sich der amerikanischen und britischen Dichtung und Kunst nach 1950 widmet. Für 2017 ist ein ‚Allen Fisher Reader‘ angekündigt.
Allen Fishers Kunstwerke wurden weithin ausgestellt, inklusive einer Retrospektive in der Museum & Art Gallery in Hereford (1993), sowie weiteren Einzelausstellungen in London (2003) und Hereford (2013). Teile seiner prozessualen Arbeiten finden sich der Tate Collection und seine Bilder u.a. in Museen in Hereford und auf Island sowie in private Sammlungen in Amerika, Australien, Großbritannien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Allen Fisher lebt in Hereford als Emeritus Professor für Poesie und Kunst der Metropolitan Universität in Manchester.
Foto © Paige Mitchell