Mahmoud Tawfik 
Translator

on Lyrikline: 16 poems translated

from: العربية to: الألمانية

Original

Translation

طريق أخدود نبات الغار

العربية | Alaa Khaled

اليوم سرنا لأربع ساعات متواصلة فى
شارع أخدود نبات الغار
للمرة ألأولى نتشرب بالمدينة وأصواتها
كقطعة إسفنج صامتة.

© Alaa Khaled
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Laurel Canyon Boulevard

الألمانية

In vier Stunden zu Fuß  
über den Laurel Canyon Boulevard
sogen wir heute
Stadt und Tumult auf
wie Schwämme,
lautlos.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

شجرة البونسيانا

العربية | Alaa Khaled

فى بيتنا القديم بالإسكندرية  ودعت شجرة البونسيانا العجوز
ذات الزهور الحمراء
وفى لوس أنجليس
فوجئت بثلاث شجرات أخرى من البونسيانا لها زهور أرجوانية
أكثر شبابا
وذاكرتها مازالت بيضاء
تطل على كل صباح عبر زجاج النافذة
تتمايل مع حركة الرياح،
تظهر وتختفى، كوجه طفل.
لقد جاءها أخيرا  زائر له نسب بتلك العائلة التى توزعت قديما فى البلاد
من بذرة استوائية واحدة
جئت لأذكرها بما ضاع من عائلتها الثرية
التى توزع الظل بدون حساب
وتفرش الأرض تحت أقدام البسطاء بسجاجيد ملونة
وهم فى مسارهم اليومى
حتى يظنوا أنهم فى طريقهم للاحتفال لاستلام جائزة  

يرحل الحزن من مكان لمكان
وفى كل سفر له يأخذ لونا جديدا

© Alaa Khaled
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Der Flammenbaum

الألمانية

Vor unserem alten Haus in Alexandria
nahm ich Abschied von dem greisen Flammenbaum
mit feuerroten Blüten.
In LA erwarteten mich zu meiner Überraschung
drei seiner Art,
wesentlich jünger,
die Blüten purpurn,
das Gedächtnis noch weiß.
Jeden Morgen sehen sie durchs Fenster
zu mir herein.
Sie tänzeln im Wind,
tauchen auf und verschwinden wieder
wie verspielte Kinder.
Endlich bekommen sie Besuch von jemandem,
der in gewisser Beziehung zu ihnen steht,
ihre weitgestreute Verwandtschaft kennt,
die ein und derselben tropischen Saat entsprungen ist.
Ich erinnere sie an das Verlorene,
erinnere sie an den großen Reichtum,
den ihre Artgenossen seit jeher üppig verteilen.
Sie spenden Schatten,
rollen uns bunte Teppiche aus,  
machen uns zu Stars,
die feierlich ihrer Würdigung entgegenschreiten.
Die Traurigkeit zieht von einem Ort zum anderen,
nimmt auf jeder Reise eine neue Farbe an.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

رائحة الليمون

العربية | Alaa Khaled

كم أحببت كتابا قرأته عن حياة ماركيز
اسمه " رائحة الجوافة"
بالرغم من أن أرض ذاكرتى
لم ينبت بها مثل هذا النوع من الأشجار

لا.. نسيت...
كانت أمى تغلى أوراق شجرة الجوافة لجارتنا
وتسقيه لى كدواء للسعال
السعال الطويل الذى لازم شتاءات طفولتى
أحاول الأن أن استدعى تلك الرائحة الخشنة
فتتدحرج من فوق سطح ذاكرتى الأملس
كقطرة ندى.
 
لايعلق بذاكرتى الآن
سوى الأشياء التى أحببتها
ولم يتبق الكثير
لأبنى عداوات جديدة
ليست عداوات بالمعنى الحرفى للكلمة
ولكنها محبة  ناقصة.

ولكن أرض ذاكرتى نبتت بها ثلاث أشجار ليمون
لو كان هناك كتاب سأكتبه عن حياتى
سأسميه " رائحة الليمون"
رائحة حمضية ونفاذة  تبعث تلك الرغبات
التى عبقت طفولتى
طفولتى لها نفس المذاق الحمضى لليمون
ومصبوغة بلون أصفر
كغيرتى من أقرانى الذين يلعبون
بينما أنا غارق فى  سعال طويل

أنا غير نادم على اللون الأصفر والمذاق الحمضى
اللذين  رفعا رايتهما على طفولتى
فهنا وأنا أعيش فى لوس أنجليس
فاجأتنى شجرة ليمون فى حديقة البيت برائحتها النفاذة
فانفتح جسر بينى وبين أرض طفولتى

كل طفولة لها شجرة
تنتظر منا أن نكبر
حتى تفاجئنا بالثمار
التى ادخرتها لنا

حبات الليمون هنا أكبر بكثير
من الأخرى التى  كنا نقطفها هناك
وليس لها نفس المذاق الحمضى اللاذع
ورائحتها  مغطاة بغشاء  رقيق من العطن
حتى أنى أول مرة أخرج للحديقة
اعتقدت بأن هناك عصفورا ميتا
ربما هى رحلة الذكريات المؤلمة التى تحللت

ربطت تلك الرائحة بين زمنين
كنت بحاجة اليهما معا
فى هذا البلد
وأنا غريب أبحث عن ظل شجرة
أو رائحة
لأعبر خلالها إلى
بيتى الذى فقدته هناك
لم يعد لى بيت هناك

أريد ان أهدم الجدار الأخير الذى أستند عليه
أريد من أحدهم أن يسحب الكرسى
فى اللحظة التى أهم فيها بالجلوس
وأظل معلقا
بينما الأرض، من تحتى،
تبتعد لتحفظ كرامتى من السقوط.

© Alaa Khaled
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Der Geruch der Limone

الألمانية

Ich liebe das Buch über Marquez
mit dem Titel „Der Geruch der Guayave“,
obwohl im Land meiner Erinnerungen
diese Frucht nicht wächst.
Nein... ich vergaß...
Meine Mutter kochte regelmäßig Guavenblätter,
gepflückt vom Baum unserer Nachbarin,
und verabreichte mir den Sud gegen meinen Husten.
Einen hartnäckigen Husten,
der mich als Kind alle Winter lang begleitete.
Ich versuche mir
jenen derben Geruch zu vergegenwärtigen,
vergeblich,
er perlt an der glatten Oberfläche meiner Erinnerung ab
wie ein Tautropfen.
Nur die Dinge, die ich mochte,
sind mir im Gedächtnis geblieben,
kaum etwas,
was neue Feindschaften schürt,
keine Feindschaften im eigentlichen Sinne,
aber doch ein bisschen weniger Zuneigung.
Im Land meiner Erinnerungen stehen drei Limonenbäume.
Sollte ich also je ein Buch über mein Leben schreiben,
so werde ich es „Der Geruch der Limone“ nennen.
Ein unverkennbarer Geruch,  
der die Sehnsüchte meiner Kindheit wiedererweckt.
Meine Kindheit schmeckte sauer wie Zitronen
und war ebenso gelb.
Gelb vor Neid auf die anderen Kinder,
die fröhlich spielten,
während ich mit dem Husten rang.

Ich bedauere nichts,
weder das Gelb noch den Säuregeschmack,
die meiner Kindheit ihren Siegel aufdrückten.
Und nun, hier in LA
drängt sich wieder ein Limonenbaum in mein Leben.
Aus dem Garten weht sein intensiver Duft herüber
und schlägt eine Brücke ins Land meiner Kindheit.
Jede Kindheit hat einen Baum, der zu ihr passt.
Er lauert nur darauf, dass wir erwachsen werden,
um uns endlich die Früchte zu überreichen,
die er all die Jahre für uns aufgehgehoben hat.
Die Limonen hier sind viel größer als jene,
die wir einst dort pflückten.
Sie schmecken nicht so sauer.
Außerdem riechen sie leicht faulig,
dass ich bei meinem ersten Gang durch den Garten glaubte,
irgendwo liege ein toter Vogel.
Vielleicht waren es aber auch nur
die schmerzlichen Erinnerungen,
die sich langsam zersetzten.
Der Geruch verknüpft zwei Zeiträume,
die ich beide brauche,
hier
als Fremder auf der Suche
nach einem schattenspendenden Baum
oder einem Duft,
nach irgend etwas,
das mich zurückführt
zu meinem Zuhause.
Das Zuhause,
das mir verloren gegangen ist, dort.
Ich möchte das letzte Stück Mauer niederreißen,
das mich noch stützt.
Möchte, dass mir der Stuhl unter dem Hintern weggezogen wird, wenn ich mich setze.
Ich möchte in der Luft hängen und sehen,
wie der Boden zurückweicht,
um meine Würde zu bewahren vor dem Fall.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

دخَلَ حرباً وخرَجَ منها سالماً .

العربية | Monzer Masri

دخَلَ حرباً وخرَجَ منها سالماً .
/
غيرَ أنَّ الأُمور
ليسَت بِهذهِ السُهولة
فالنارُ قد شاركتهُ فِراشَه
والتحفت أحلامُهُ
بالدُخان ..

© Monzer Masri
from: „Âmâl schâqqa“ (Harte Hoffnungen)
Aus dem Zyklus: „Gedichte aus der Tasche eines Khakimantels“

Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Er zog in den Krieg und kehrte unversehrt heim

الألمانية

Er zog in den Krieg und kehrte unversehrt heim.
So einfach aber
sind die Dinge nicht.
Denn Feuer teilt mit ihm seither das Bett,
und Rauch vernebelt
seine Träume.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

جنسيات عديدة

العربية | Alaa Khaled

الحافلة
كعربة أطفال قديمة
محاطة بالأجراس
تأخذنا بهدوء إلى النوم
ترتج
فتختلط الأحلام واللغات
كزجاجة مياه غازية
نرجها بقوة
لنسبح، جميعا، تحت نافورة الطفولة
نمسح بمرح الرذاذ العالق بوجوهنا
أصحو
أراقب الشجر المتسارع فى عينى
لا أعرف بأى اللغات أتكلم
أو اتهجى اسمى.

جارتى ذات الأصل الصينى
كانت تبتسم
وهى تناولنى منديلا ورقيا.

© Alaa Khaled
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Multikulti

الألمانية

Der Bus,
wie ein alter
glockenbehangener Kinderwagen
wiegt er uns sanft in den Schlaf.
Ruckelt,
wirbelt Träume und Sprachen durcheinander,
wie Sprudelwasser,
das wir kräftig schütteln
und aus der Flasche schießen lassen,
um dann wie Kinder
alle zusammen im Sprühregen herumzutollen.
Kreischend wischen wir uns
die Wassertropfen vom Gesicht.
Ich erwache,
sehe Bäume vorbeirasen,
weiß nicht, in welcher Sprache ich sprechen
oder meinen Namen buchstabieren soll.
Meine Sitznachbarin, ursprünglich aus China,
lächelt
und reicht mir ein Taschentuch.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

بابان

العربية | Alaa Khaled

البيت الذى أسكن به
له بابان
احب هذا النوع من البيوت
ربما هذا الحب يعود لطفولتى الوحيدة
ليس بسبب الهرب من " الباب الآخر"

كل بيت حقيقى
له طريقان للحياة
عليه أن يقطعهما
ليمنح ساكنيه فى النهاية حكمة الأبواب المتعددة
بهدوء
وبدون ادعاء أو مبالغة .

© Alaa Khaled
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Zwei Türen

الألمانية

Das Haus, in dem ich wohne,
hat zwei Türen.
Ich mag solche Häuser.
Vielleicht, weil ich ein einsames Kind war,
gewiss nicht, um durch die Hintertür zu verschwinden.
Führten
aus jedem Haus
zwei Wege ins Leben,
dann offenbarte sich uns allen,
ohne große Worte,
ganz von selbst,
dass es immer mehr gibt
als nur eine Möglichkeit.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

إشارة مرور

العربية | Alaa Khaled

فى إشارة مرور تقاطع
شارع الغار مع شارع فينتورا
هناك سيدة عجوز
أشاهدها كل يوم
وبجانبها بيتها المتنقل
تلك الحقيبة البلاستيكية الملآنة بالنفايات الصلبة للمدينة
ثضغط على زر إشارة المرور
فتتوقف لها العربات
تعبر السيدة الطريق بخيلاء
ثم تعاود الكرة فى الاتجاه المعاكس
لاتملك أن تأمر أحدا فى هذه المدينة الكبيرة
سوى إشارة المرور
وآخرين، لانراهم،
تظل تصرخ فى وجوههم، أثناء رحلة عبورها للطريق،
كى يكونوا شجعانا
ويعبروا معها
هذا التقاطع الخطر
بين ضفة وأخرى للعقل.

© Alaa Khaled
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Ampel

الألمانية

An der Kreuzung
Laurel Canyon Boulevard Ecke Ventura Freeway
steht eine alte Frau.
Jeden Tag sehe ich sie an der Ampel.
Und immer hat sie ihr mobiles Zuhause dabei,
eine Plastiktüte voll gesammelter Abfälle.
Sie drückt auf den Knopf,
die Autos halten an,
stolz überquert sie die Straße.
Sie wiederholt das Spiel von der anderen Seite.
Nur die Ampel
hört in der riesigen Stadt auf ihren Befehl
und ein paar unsichtbare Wesen,    
die sie auf ihrer Reise über die Fahrbahn immerzu anschimpft,
sie sollen nicht so feige sein
und gefälligst mitkommen
über den gefährlichen Damm
zum anderen Ufer des Geistes.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

إن كانَ مُحَتَّماً عَلَيَّ أن أعبُدَ إلَها

العربية | Monzer Masri

إن كانَ مُحَتَّماً عَلَيَّ أن أختارَ إلَهاً
لأعبُدَ وأخدُم
فإلَه جَدَّتي
مَن كانَت تُرسِلُهُ مَعي أينَما ذهَبت
وَتُكَلِّفُهُ بِحِراستي أينَما كُنت
وتطلبُ منهُ أن يُرسلَ لي
أناساً أحنَّ منها عليّ
هُوَ إلَهي .
/
كانَ لي أن عَبَدتُ النَّارَ يَوماً
وَكانَ لي أن عَبَدتُ صَنَماً
وَيوماً عَبَدتُ زَعيماً
وَيومأ عَبَدت امرَأةً
وَيوماً لَم أعبُد
أحَداً
ثُمَّ لَم أجِد بُدَّاً مِن أن أحني رَأسي
عَندَما قالتَ جَدَّتي :
( خَيرٌ لَكَ
أن تَكونَ حَياتُكَ بينَ يدَيِّ اللَّه
من أن تَكونَ
بَينَ أيدِي البَشَر .
/
إلَهُ جَدَّتي هُوَ إلَهي
مَن كانَت تُقدمُ لي
رَمَّانَةً حُلوَةً على طَبَق
وَتوصيني ألأ أترُكَ حَبَّةً منها
تَقَعُ على البَلاط
لأنَّ اللَّهَ يَضَعُ في كُلِّ رَمَّانَةٍ
حَبَّةً من رَمَّانِ الجَنَّة .
/
وحينَ جَمَعَ خاليَ رُفاتَ جَدِّي
في كيسٍ مِنَ البلاستيك الشَّفَّاف
بانَ منهُ جُمجُمَةٌ صغيرةٌ
أصلحُ أن تكونَ لطفل
مع بَعضِ العِظامِ السوداءِ المكسرة
وَنَقَلَهُ على دَرَّاجَتِهِ النَّارية
مِنَ المَقبَرَةِ الشَّرقيَّة
حَيثُ أقيمَت مَحَطَّةُ القِطار
إلى قَبرِهِ الجَديد
بظِلِّ سورِ جامِعِ المَغرِبي
قالت : ( رَحَمَهُ اللَّه
مَكتوبٌ لَهُ
أن يركَبَ الدَّراجَةَ النَّاريَّة
خَلفَ أحَدِ أولادِه ) .
/
مَن يَصيحُ بِكَ :
( الصَّلاةُ خَيرٌ مِنَ النَّوم )
النَّومُ وليس أيُّ شَيءٍ آخر
ثُمَّ يَدَعُكَ تَحلَم .
/
مَن إذا أخطَأتَ مَرَّةً ومَرَّتينِ وثَلاث
مَن إذا قَضَيت حَياتَكَ كُلَّها تُخطِئ
وَفي اللَّحظَةِ الأخيرَة
حينَ لَم يَبقَ لَديكَ أدنى فُرصةٍ لأيِّ خَطأٍ آخر
تُبتَ وطَلَبتَ المَغفَرَة
يَقبلُ .
/
مَن أوجَدَ العالَم
وهُوَ في غِنَىً عَنه
لكنهُ يتَحَمَّلُ وزرَهُ كامِلاً .
/
مَن خَلَقَنا ولَيسَ في نَفسِهِ غايَةٌ
سِوى أن يُحبّ
وَكأيِّ عاشِقٍ حقيقي
يشترِطُ علينا أن
لا نُشرِكَ في حُبِّهُ أحَداً .
/
مَن جَلَسَت جَدَّتي لِتَقرَأ في كِتابِه
فَراحَت تُتَمتِمُ
بما تَحفَظُهُ عَن ظَهرِ القَلب
من ( آيَةِ الكِرسي )
وَهِيَ تُقَلِّبُ مع كُلِّ كَلِمَةٍ
صَفحَةً كاملةً مِن سُورَةِ ( البَقَرَة )
لكنهُ
سَمِعَ وفَهِمَ وَسُرَّ .
/
قَلتُ لَها : ( هَل تَعلَمينَ يا جَدَّتي
أنَّ ثُلثَيَّ جَسَدِ الإنسانِ
ماء ؟ )
قالت : ( لا ... بَل ثُلثاهُ
دُموع ) ..

© Scharikat Riyâd ar-Rayyes
from: „Mazharîyya ’ala hai’at qabdat yad“ (Eine Vase in Form einer Faust)
Aus dem Zyklus: Das Echo, das sich irrte

Beirut
Audio production: Scharikat Riyâd ar-Rayyes

Wenn ich unbedingt einen Gott anbeten muss

الألمانية

Wenn ich mich für einen Gott entscheiden müsste,
dem ich ergeben diene,
dann wäre es der meiner Großmutter.
Der, den sie beauftragte,
mich auf all meinen Wegen zu begleiten,
mich stets und überall zu schützen
und mir wohlwollende Menschen zu schicken.
Der wäre auch mein Gott.
Vieles habe ich in meinem Leben schon angebetet,
Götzen,
Machthaber,
das Feuer,
auch mal eine Frau,
und dann wieder gab es Zeiten, da glaubte ich
an nichts.
Schließlich aber kniete ich nieder,
denn Großmutter sagte:
„Besser du legst dein Schicksal Gott
als einem Menschen in die Hand.“
Ihr Gott ist auch der meine.
Sie,
die mir süße Granatäpfel servierte
und mir einschärfte,
ja nichts davon fallen zu lassen,
weil Gott in jede dieser Früchte
einen Samen aus dem Paradies gesteckt hat.  
Als mein Onkel Großvaters sterbliche Überreste
in einen durchsichtigen Plastiksack legte,
sah ich
einen Schädel, kaum größer als der eines Kindes,
und ein paar zerbrochene schwarze Knochen.
Auf sein Motorrad geladen,
brachte mein Onkel ihn
vom östlichen Friedhof,
wo jetzt der Bahnhof steht,
zu seiner neuen Ruhestätte
im Schatten der Maghrebi-Moschee.
Großmutter sagte:
„Es war dem Guten, Gott habe ihn selig, vorbestimmt,
auf dem Motorrad spazieren gefahren zu werden.“
Der, der dir ins Ohr brüllt,
dass beten löblicher ist als schlafen
   - als schlafen, wohlgemerkt -
und dich dann weiterträumen lässt.
Der, der dir vergibt,  
wenn du Reue zeigst.
Selbst wenn du ein- und zwei- und dreimal sündigst,
selbst wenn du es dein Leben lang tust,
selbst wenn du erst im allerletzten Moment
um Gnade bittest,
wo dir für weitere Fehltritte
ohnehin keine Zeit mehr bleibt.
Der, der die Welt erschuf,
obwohl er sie nicht braucht,
und dennoch all ihre Sünden auf sich nimmt.
Der, der uns erschuf,
einzig und allein
der Liebe wegen.
Und der als Liebender
von uns verlangt,
dass wir keinen lieben neben ihm.
Der, dessen Buch Großmutter in der Hand haltend,
Verse aus dem Gedächtnis vor sich hinmurmelte,
während sie wahllos die Seiten umblätterte.
Er hörte ihr trotzdem zu, verstand und freute sich.
„Großmutter,“ fragte ich,
„wusstest du, dass der Mensch
zu zwei Dritteln aus Wasser besteht?“
„Nein“, sagte sie,
„der Mensch besteht zu zwei Dritteln
aus Tränen.“

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

أجري خلفَ كلِّ شيءٍ يجري

العربية | Monzer Masri

أخافُ أن يَأتي أحَدٌ
ويُجَنِّبَني هَذِهِ الحَرب
لأنِّي أحمِلُ اسماً مَيِّتاً
وقُوَّتي عاريَةٌ مِنَ
الأوراق .
/
أخافُ أن يَأتي أحَدٌ
ويَقولَ لي :
( دَعِ المَوتَى يَدفنونَ مَوتاهُم واتبَعني )
أتبَعُهُ
مُجَرجِراً مَوتاي في قَلبي .
/
يَمضي وَهُوَ يُغَنِّي : ( لَم أُخلَق لأتبَعَ أحَداً )
فَأتبَعُهُ وأنا أُغَنِّي : ( لَم أُخلَق لأتبَعَ أحَداً ) .
/
لأنَّه يَنقَصُني كُلُّ شَيء
أسُفُّ مَطحونَ وَرَقِ الغَار
وَفي كُلِّ مَرَّةٍ
أنسى إذا أكَلتُ مِنهُ سأموت .
/
أخافُ أن يَأتي أحَدٌ
يَعرِفُني مِن ظَهريَ بَينَ الوُجوه
فَيُناديني بِاسمِي ولَقَبِي
ويَمنَعُني أن أمضي
إلى حَيثُ
( ثِيابي تُلائمُ الطَّقس ) .
/
قالَ إنَّهُ سَيقطَعُ طَريقي
وأنا نَفسي
لا أعرِفُ طَريقي !
/
أذهَبُ مَعَ الهَواء .
/
أخافُ أن يَأتي أحَدٌ
ويُمسِكَني مِن كُمِّ قَميصي
أو يَتَعَلَّقَ بِي مِن ساقي
فَلا أستَطيعُ أن أجري
خَلفَ
كُلِّ شَيءٍ
يَجري ..

© Scharikat Riyâd ar-Rayyes
from: „asch-Schây laisa batî’an“ (Tee ist nicht langsam)
Beirut : Scharikat Riyâd ar-Rayyes, 2004
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Ich laufe allem nach

الألمانية

Mir graust bei dem Gedanken,
jemand könnte mich aus dem Krieg ausschließen,
weil ich einen toten Namen trage
und meine Kraft sich nicht
ausweisen kann.
Mir graust bei dem Gedanken,
jemand könnte zu mir sagen:
„Lass die Toten ihre Toten begraben und folge mir!“
Und ich folge ihm,
meine Toten im Herzen mitschleppend.
Er geht voran, singt:
„Ich bin nicht zum Mitläufer geboren!“
Ich trotte ihm nach, singe:
„Ich bin nicht zum Mitläufer geboren!“
Weil es mir an allem mangelt,
gebe ich mich mit gemahlenen Lorbeerblättern zufrieden,
verdränge mit jedem Happen,
dass ich daran sterben werde.  
Mir graust bei dem Gedanken,
jemand könnte mich von hinten erkennen,
mich mit meinem Namen ansprechen
und mir verbieten, dorthin zu gelangen,
wo meine Kleidung zum Wetter passt.
Er sagt, er würde sich mir in den Weg stellen,
dabei kenne ich nicht einmal selbst
meinen Weg.
Ich folge dem Wind.
Mir graust bei dem Gedanken,
jemand könnte mich am Ärmel packen
sich mir ans Bein hängen,
jemand könnte mich daran hindern,
ausnahmslos allem nachzulaufen.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

أُختُهُ العاطفة

العربية | Monzer Masri

قضى حياتَه
في حروبٍ قامَت وما قعَدَت
بينَ أُمِّهِ الغرائز
وأبيهِ العقل .
/
وقبلَ أن يَموت
فوجِئوا حينَ أسَرَّ لهم
بأنَّ ما قتلَهُ هوَ
أُختُهُ العاطفة ..

© Monzer Masri
from: „Âmâl schâqqa“ (Harte Hoffnungen)
Aus dem Zyklus: „Gedichte aus der Tasche eines Khakimantels“

Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Schwester Liebe

الألمانية

Sein Leben war
eine einzige Schlacht
zwischen Mutter Instinkt
und Vater Verstand.
Auf dem Sterbebett
erschütterte er alle
mit seinem Bekenntnis:
Der Todesstoß
kam von
Schwester Liebe.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

الشُرود

العربية | Monzer Masri

خِزانتي جُيوبُ مِعطفي
ورأسي شِهاب .
/   
في المرَّةِ الراكضةِ عندما سيغضَبون
سوفَ أنسى كلَّ شيء
ولن أُخطئ
فيسرِقُني منهُمُ الشُرود
ويَحفَظُني في كتاب ..

© Monzer Masri
from: „Âmâl schâqqa“ (Harte Hoffnungen)
Aus dem Zyklus: „Gedichte aus der Tasche eines Khakimantels“

im Eigenverlag, 1978
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Träumerei

الألمانية

Meine Manteltaschen sind mein Schrank,
mein Kopf ist eine Sternschnuppe.
Bei ihrem nächsten, rasend heraufziehenden Wutausbruch
werde ich alles vergessen,
keinen Fehler begehen.
Und im Nu bringt mich die Träumerei fort von hier,
bewahrt mich sicher auf in einem Buch.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chamm

يضَعُ حَصاةً في جيبِه ليتذكَّر

العربية | Monzer Masri

يضَعُ حَصاةً في جيبِه
ليتذكَّر
ويربُطُ خيطاً بإصبَعِه
ليعرِفَ كيفَ يعود
حتّى فاضَت بالحَصى جُيوبُه
وتشابكت أصابِعُهُ بالخُيوط .
...
وضاع ..

© Monzer Masri
from: „Âmâl schâqqa“ (Harte Hoffnungen)
Aus dem Zyklus: „Gedichte aus der Tasche eines Khakimantels“

Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Er legte sich einen Kiesel in die Tasche, um sich zu erinnern

الألمانية

Er legte sich einen Kiesel in die Tasche,
um sich zu erinnern.
Er band sich einen Faden um den Finger,
um den Weg zurück zu finden.
Bis ihm aus allen Taschen Kiesel quollen
und die Finger sich in den Fäden verhedderten.
...
Da ging er verloren.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

وماذا بعد....

العربية | Alaa Khaled

لم تحدث أشياء هامة
تركت البيت
وانتقلت لآخر به الكثير من الأشجار المعمرة
زاد عمرى أربع سنوات
وأيضا زاد عمرك أربع سنوات
سافرت كثيرا
وفى كل سفر كنت أبحث عن عينين تودعاننى
زرتك على فترات متباعدة
قرأت " ياسين"
وأوصيت الحارس بالمزيد من الصبارات

وماذا بعد.....
كتبت رواية
وصرت أكثر نحافة
وبالأمس تحدثت معك فى الحلم
رأيت حجرا يتدحرج ببطء
على منحدر.


                            
لوس أنجليس من 13 يوليو- 20 أغسطس 2009

© Alaa Khaled
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Nun...

الألمانية

Nichts ist geschehen,
nichts von Bedeutung.
Ich bin ausgezogen,
lebe jetzt in einem Haus mit vielen Bäumen.
Ich bin vier Jahre älter geworden.
Auch Du bist jetzt vier Jahre älter.
Ich bin viel herumgekommen.
Vor jeder Reise hielt ich Ausschau
nach einem Augenpaar, das Abschied von mir nimmt.
Ich besuchte Dich von Zeit zu Zeit,
las die Sure Jasin
und hielt den Wärter zu weiteren Fürbitten an.
Nun...
Ich habe einen Roman geschrieben,
bin etwas abgemagert.
Gestern unterhielt ich mich mit dir im Traum.
Ich sah einen Stein, der langsam
einen Abhang hinunterrollt.


Los Angeles, 13. Juli – 20. August 2009

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

نصب تذكارى

العربية | Alaa Khaled

فى شارع هوليوود
مئات السائحين يأخذون صورا
مع التمثال الشمعى لمارلين مونرو
يميلون برؤوسهم من كتفيها العاريين
ثم يمضون لنجم آخر
مئات العدسات مفتوحة على هذا الرصيف المزدحم بالنجوم
حتما سأكون موجودا فى عشرات الصور
عندما يعودون لبلادهم
ويستعيدون ذكريات الرحلة
ربما لن يلفت وجهى نظرهم وسط عشرات الوجوه الأخرى
ولكن أمام كل عدسة مفتوحة
كنت أفكر بأن صورتى
سترحل إلى أماكن أخرى عديدة
بلا اسم أو صفات أو حتى إشارة للبلد التى جئت منها
كنصب تذكارى لجندى مجهول

© Alaa Khaled
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Denkmal

الألمانية

Hollywood-Boulevard,
Hunderte von Touristen lassen sich
mit Marilyn Monroes Wachsfigur fotografieren,
sie lehnen den Kopf kurz an ihre nackte Schulter
und ziehen dann weiter zum nächsten Star.
Hunderte von Kameras knipsen
den vor Prominenz strotzenden Walk of Fame.
Bestimmt bin ich auf Dutzenden von Fotos zu sehen,
wenn die Urlauber, wieder zu Hause,
die Andenken an ihre Reise vor sich ausbreiten.
Ich werde ihnen wohl kaum ins Auge fallen,
ein Gesicht unter hundert anderen.
Dennoch dachte ich bei jedem Schnappschuss:
Mein Abbild wird um die Welt kommen,
das Abbild eines Namenlosen,
wie ein Denkmal
für gefallene Soldaten.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

نَظَراتُهُ قد تغيَّرَت

العربية | Monzer Masri

نادَوهُ
إلى حيثُ يُطبِّلونَ ويُزمِّرون
ولم يَجِدوا لهُ عُذراً
عندما فتَّحَ عينَيهِ قليلاً
ثمَّ عادَ إلى النوم .
/
فهم لَم يُلاحِظوا أنَّ نَظَراتِهِ
تغيَّرَت
وأنَّ حماستَهُ القديمةَ تنقعُ قدمَيها
بالماءِ البارد ..

© Monzer Masri
from: „Âmâl schâqqa“ (Harte Hoffnungen)
Aus dem Zyklus: „Gedichte aus der Tasche eines Khakimantels“

Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Nicht mehr derselbe

الألمانية

Sie luden ihn ein
zu Tanz- und Trommelfest.
Er öffnete die Augen,
wandte sich ab
und schlief weiter.
Sie verübelten es ihm.
Dass sein Blick nicht mehr derselbe war,
sahen sie nicht.
Auch nicht,
dass seine Lebenslust
zur Erholung
ein Fußbad nahm.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa

قمرٌ نَهاري يذوبُ في ضوءٍ قَويّ

العربية | Monzer Masri

لَم يكُن بوُدِّي أن
أُحدِّثَكِ عن أشياء
( ماذا يُجدي ذلِك !)
كنتُ أُريدُ أن تُحدِّثَكِ
الأشياءُ عنّي
أن أستعيرَ شِفاهَها
لأقولَ لكِ
حتّى إنَّهُ مرَّ في خاطِري :
( بشِفاهِ الآخرين
أستطيعُ تقبيلَكِ ) .
/
خطأي أنّي لَم أعرِف
من أيِّ زاويةٍ ومن أيِّ مسافةٍ
كانَ عَليَّ أن أنظُرَ إليكِ
كقمرٍ نَهاريٍ يذوبُ في ضوءٍ قَويّ
كنتُ أراكِ بعينِ الألَم .
/
لا يلزَمُني البَتَّةَ
أن أقِفَ على حافَّةِ  سَطحٍ عالٍ
وأنظُرَ إلى الأسفلِ مُتَخيلاً
كيفَ سَيكونُ
سُقوطيَ الحُرّ .
/
أو أن أذهبَ إلى مكانٍ فيهِ ضَجيج
وأصرَخَ وأصرَخَ وأصرَخ
لأتَمالَكَ نَفسي
وأستَعيدَ بعضَ قُدرتي
على التحكُّمِ بتفكيري : ( فلقد أحببتُكِ أحببتُكِ وتلَوَّثتُ )
وصارَ ذلِكَ عَسيراً
حتّى على ازدرائكِ المُبطَنِ للشفقةِ .
/
ذلِكَ أنّي آثَرتُ معكِ انْهزاماً مَجيداً
عَوَضَ مُجرَّدِ انتصارٍ
لَن يسمَحَ لي أحدٌ أن أدَّعيهِ لنَفسي   
حينَ لَمَستُ الكأسَ
وأزَحتُهُ من مكانِهِ ألفَ مرَّة
ولَم أُفكِّر
رَغمَ جَفّافِ فَمي
أن أرفَعَهُ
أمامَ كلِّ مَن يَراني
وأشرَبَ منهُ قَطرَة ..

© Scharikat Riyâd ar-Rayyes
from: „Mina-s-a’b an abtakira saifan“ (Es ist schwierig, einen Sommer zu erfinden)
Beirut: Scharikat Riyâd ar-Rayyes, 2008
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Ein Mond, der am helllichten Tag erblasst

الألمانية

Eigentlich wollte ich dir nichts
von irgendwelchen Dingen erzählen.
  (Was bringt das schon!)
Ich wollte vielmehr, dass die Dinge  
dir von mir erzählen,
wollte mir ihre Lippen leihen,
um mit dir zu sprechen.
Ich hatte sogar die Vorstellung,  
dich mit fremden Lippen
eher küssen zu können.
Mein Fehler war es, nicht zu wissen,
aus welcher Richtung und Entfernung
ich dich hätte ansehen sollen.
Wie einen Mond, der am helllichten Tag erblasst,
betrachtete ich dich schmerzerfüllt.
Nein, ich muss nicht
auf ein Hochhaus steigen,
vom Dach in die Tiefe blicken und
und mir ausmalen,
wie er sich anfühlt
der freie Fall.
Ich muss mich auch nicht
in ohrenbetäubenden Lärm stürzen   
und mir die Seele aus dem Leib schreien,
um mich wieder zu fangen
und meine Gedanken halbwegs unter Kontrolle zu kriegen.
  (Ich bin von brennender Liebe zu dir restlos verseucht.)
Es ist unerträglich, nicht zu verkraften.
Dem Ganzen hält nicht einmal mehr
deine kaschierte Abneigung gegen Mitleid stand.
Was dich betrifft,
ist mir eine glorreiche Niederlage
lieber als irgendein banaler Sieg,
den mir ohnehin niemand anerkennen würde.
Ich greife nach dem Glas,
schiebe es aber nur auf der Stelle hin und her.
Ich werde es niemals,
und wenn meine Kehle noch so trocken ist,
vor den Augen anderer
an den Mund führen
und auch nur einen Tropfen trinken.

Aus dem Arabischen von Mahmoud Tawfik und Leila Chammaa