Theresa Lola

الانجليزية

Léonce W. Lupette

الألمانية

Tailoring Grief

The tailor says you have to get measured
to make sure grief fits right on your body.
If grief fits too tight it will suck movement out of you,
make you as still as the dead you are mourning.
I once wore grief so tight on my body my ribs tangled into a bow.
The tailor also says wearing an oversized grief will turn you
into a tripping hazard. There is only so much a body can take,
even a plane has weight limits.
We lined up at the tailors to get measured
for my grandfather’s funeral. The women for their Aso-oke,
the men for their Agbada. The orange material draped on the table.
It is our culture to celebrate in colour coordination.
I handed the tailor a torn page from Genevieve magazine
and pointed out the style I wanted.
Imagine if Mary wore a Gele for the funeral of Jesus,
tied it so tight she was dizzy
enough to feel absent from her body.
I picked up my cloth from the tailor on the seventh day.
The off-shoulder dress exposed my neck
so my dented collarbones could collect my tears.
At the funeral my grandmother wore a dress
with sleeves puffed like swollen lungs.
I held her, the tassels at the end of my dress dangled
like a rain of breathing tubes.
From afar our orange dresses looked like saliva dripping
from the gaping mouth of the sun.
The whole village watched in holy envy:
envy is only effective from afar, does not see the layers
of blood-stained threads that sow this body together.
Give me a culture that requires grief to be sown
delicately on the body, I’ll take it any day.

© Theresa Lola. Reproduced with permission of the poet
من: In Search of Equilibrium
Nine Arches Press, 2019
الإنتاج المسموع: Haus für Poesie, 2022

Das Maßschneidern von Trauer

Der Schneider sagt, wir müssen Maß nehmen

um sicherzugehen, dass die Trauer gut an deinem Körper sitzt.

Liegt die Trauer zu eng an, entzieht sie dir Bewegung,

macht dich so steif wie die Toten, um die du trauerst.

Einmal trug ich Trauer so eng, dass meine Rippen sich zu einer Schleife verknoteten.

Der Schneider sagt auch, dass Trauer, ist sie eine Nummer zu groß, dich

in eine Stolperfalle verwandelt. Ein Körper kann nicht alles verkraften,

selbst ein Flugzeug hat Gewichtsobergrenzen.

Wir standen Schlange bei den Schneidern, die die Maße nahmen

für die Beerdigung meines Großvaters. Die Frauen für ihr Aso-oke,

die Männer für ihre Agbada. Den orangen Stoff auf dem Tisch ausgebreitet.

Es gehört zu unserer Kultur, Feierlichkeiten in Farbabstimmung zu begehen.

Ich reichte dem Schneider eine aus dem Genevieve Magazine gerissene Seite

und zeigte auf den gewünschten Schnitt.

Stellt euch vor, Maria hätte zur Beerdigung Jesu

ein Gele-Tuch getragen, so fest um den Kopf, dass ihr schwindelig

genug ward, um sich außerhalb ihres Körpers zu wähnen.

Am siebten Tag holte ich mein Gewand beim Schneider ab.

Das schulterfreie Kleid betonte meinen bloßen Hals,

sodass die Kuhlen meines Schlüsselbeins meine Tränen auffangen konnten.

Bei der Beerdigung trug meine Großmutter ein Gewand

mit Ärmeln so bauschig wie geschwollene Lungen.

Ich hielt sie dicht bei mir, die Troddeln an meinem Kleid hingen hinab

wie ein Regen aus Atemschläuchen.

Aus der Ferne sahen unsere orangen Gewänder aus wie Speichel,

der der Sonne aus dem aufgerissenen Mund tropft.

Das gesamte Dorf schaute mit heiligem Neid zu.

Neid ist allein aus der Ferne wirksam, sieht nicht die Schichten

blutiger Fäden, die diesen Körper zusammennähen.

Man zeige mir eine Kultur, die verlangt, dass Trauer

behutsam an den Körper genäht wird, und ich werde sie sofort annehmen.

Aus dem Englischen von Léonce W. Lupette