Tomaž Šalamun

السلوفانية

Peter Urban

الألمانية

BRATI: LJUBITI

Ko te prebiram, plavam. Kot medo s šapami me
potiskaš v blaženost. Ležiš na meni, ki si me
razdejal. Na smrt sem te vzljubil, prvi med
rojenimi. V enem samem hipu sem postal tvoj kres.

Varen sem, kot nisem bil nikoli. Si dokončni
občutek zadoščenja: vedeti od kod je hrepenenje.
V tebi sem kot v mehkem grobu. Režeš in prežarjaš
vse plasti. Čas se vname in izgine, himne slišim,

ko te gledam. Strog si in zahteven, stvaren. In ne
morem govoriti. Vem, da hrepenim po tebi, trdo sivo
jeklo. Za en tvoj dotik dam vse. Glej, pozno sonce

buta ob stene dvorišča v Urbinu. Umrl sem zate.
Čutim te in te rabim. Mučiš. Ruješ me in izžigaš,
vedno. In v prostore, ki si jih uničil, teče raj.

© Tomaž Šalamun
من: Mera časa
Ljubljana : Cankarjeva založba,
الإنتاج المسموع: Študentska založba

LESEN: LIEBEN

Wenn ich dich lese, schwimme ich. Wie ein Teddy mit den Tatzen

stößt du mich in die Seligkeit. Du liegst auf mir, der du

mich ruiniert hast. Bis in den Tod liebte ich dich, erster

unter den Geborenen. Durch einen einzigen Augenblick wurde ich

                                               dein Johannisfeuer.


Sicher bin ich, wie ich es niemals war. Du bist das definitive

Gefühl der Befriedigung: wissen woher die Sehnsucht kommt.

In dir bin ich wie in einem weichen Grab. Du schneidest und

durchleuchtest alle Schichten. Die Zeit entbrennt und verschwindet,

                                                Hymnen höre ich,


wenn ich dich anschaue. Streng bist du und fordernd, wirklich.

Und ich kann nicht sprechen. Ich weiß, ich sehne mich nach dir, harter, grauer

Stahl. Für eine Berührung gebe ich alles. Schau, die späte Sonne


schlägt an die Mauern des Palastes von Urbino. Gestorben bin ich für dich.

Ich spüre dich und brauche dich. Du quälst mich. Reißt an mir und verbrennst mich,

unentwegt. Und in die Räume, die du vernichtet hast, fließt das Paradies.


Aus dem Slowenischen von Peter Urban
© Edition Korrespondenzen, Franz Hammerbacher, Wien 2003
aus: Tomaž Šalamun, Vier Fragen der Melancholie. Gedichte. Slowenisch/Deutsch. Aus dem Slowenischen und mit einer Nachbemerkung von Peter Urban.