Marion Poschmann
Schutzmantelmadonna
Schutzmantelmadonna
Roben und Stuck
etwa Schadenszauber, versponnen, sie habe
ihre Tapeten mit langen Lamettafäden beklebt,
ihre Wände verkleidet mit Goldborke, Goldbrokat
gegen den Frost der aus ihrer Kehle
herausfahre, rauh wie aus Orgelpfeifen
ein kalter glitzernder Strom (sie erbreche
die eigene Zunge als ließe sich dadurch
Verborgenes sichtbar machen...)
im Strahlenkranz
Perlen auf lebende Haare gefädelt,
Atemschnur, Grabbeigabe in diesem
nicht enden wollenden Winter, die
eigenen Kleider mit Schneiderkreide markiert,
heimlich Bannkreise darauf gezogen,
die Sterne gedeutet und darin nur dich gesucht,
Glaskugeln nach dir befragt, klare Glühbirnen,
rundliche Lampenschirme als seiest du
eine Lichtgestalt, ein flachbrüstiges Leuchten, Tauben
schlafen nachts auf deinem Haupt wenn du
innerlich brennend als schweigende Straßenlaterne
vor ihrem Fenster wachst