Gerhard Falkner
KYBELE AUF DEM LÖWEN
KYBELE AUF DEM LÖWEN
Es ist irre
wie eins ins andre übergreift
wie dort ein Gott auf einen Stierkopf
sich versteift, da ein Arm / noch warm
in seine Rüstung greift
während alles andere schon stürzt
irre, wie der Marmor sein Gelände
in die Länge zieht
damit ein Löwe, wie auf Drogen, die Kybele (berüchtigt
für ihre rasende Eifersucht
und eben erst aus Ephessus,
man könnte sagen: eingeflogen)
ins Getümmel reitet
wie sich die Fragmente
in den Pausen, die der Marmor macht
zu Impulsen verdichten, zu Rhythmen,
wie die zerbrochenen Glieder ihre Lücken
überbrücken und das Ganze
in ein olympisches Orchester mündet
Nach allem, dieser Frische, dieser jugendlichen Kraft
wäre es sicher angebrachter gewesen, die Götter von damals
hätten die Menschen von Heute
ins Museum gestellt.
Das einzige Problem:
da wäre sicher keiner hingegangen.