Gerhard Rühm
glaubensbekenntnis
glaubensbekenntnis
der text wird in ableierndem sprechgesang auf einem ton
vorgetragen; nur das ‚ja‘ im zwanzigsten satz ist um einen ganzton
höher, und das ‚ko-‘ des vorletzten wortes ist um einen ganzton
tiefer zu intonieren.
ich glaube an ein kalb.
ich glaube auch an zwei kälber.
ich glaube, dass jedes kalb ein hirn hat.
ich bin überzeugt, dass man kälber schlachten kann.
ich glaube an eine henne.
ich glaube auch an zwei hennen.
ich glaube, dass jede henne aus einem ei geschlüpft ist.
ich glaube fest, dass hennen eier legen.
ich glaube auch, dass eine henne zwei eier legen kann.
ich bin überzeugt, dass es eine zwiebel gibt.
ich glaube, dass man eine zwiebel teilen kann.
ich halte es für möglich, dass man dabei weinen muss.
ich glaube an die kuh.
ich glaube, dass kühe milch haben.
ich glaube fest, dass man sie melken kann.
ich bin überzeugt, dass man durch stampfen butter
gewinnt.
ich glaube an die zeit dabei.
ich glaube an eine menge von 3 dkg butter.
ich glaube, dass man zwei schädel spalten und ihnen
das hirn entnehmen kann.
ich glaube, dass man die hirne wäscht, abzieht und
hackt, ja hackt.
ich glaube an die geburt des feuers und an die eilige
flamme, die wärmt.
ich glaube an den herd, als den geburtsort des feuers,
und an die pfanne, die die flamme wärmt und erhitzt.
ich bin überzeugt, dass die butter darin zerinnt und die
zwiebel in der flüssigen butter anläuft.
ich glaube fest, dass man die halbe zwiebel zuvor in
noch kleinere stücke zerteilen konnte.
es würde mich wundern, wenn man das hirn nicht dazu-
geben könnte, und
es würde mich wundern, wenn es dabei nicht durch-
röstete.
ich glaube, dass sich über alles die beiden eier schlagen
lassen.
ich glaube auch, dass man die pfanne vom feuer neh-
men kann, wenn die eier halb gestockt sind.
ich glaube ferner, dass man das ganze mit schnittlauch
bestreuen kann, denn
ich glaube fest, dass es den schnittlauch gibt.
ich bin überzeugt, dass ihnen das gericht bekommen
wird.