René Huigen (René Huigen)

Fest wagte ich der Welt in die Augen zu sehen, ein Pelzkragen
und ein umflorter Blick änderten kaum was daran, denn eitel ist einer nur
für die, die Gott nicht fürchten. Und überdies: Wen ich auch zeichnete,
Lukas van Leyden mit Silberstift oder Niclas, den Juwelier, oder den jungen
Bernhard von Brüssel, Florent Nepotis, der Frau Margareth Organist
und Secretari Peter, das Engelsgesicht des Johann oder meine liebe,
liebe Agnes in Holzkohle, ich konterfeite sie mit ebensolcher Hingabe
wie euch, geschätzter Sankt Hieronymus. Immer stand für mich der Mensch
im Zentrum, seine vollkommene runde Form im Mittelpunkt Seines
vortrefflichen Bauwerks, des Himmelsgewölbes. So teilten auch die Alten
ihre Tempel, öffentlichen Gebäude und andren Konstruktionen nach dem
        Bau
des menschlichen Körpers ein, und es gibt keine Gliedmaßen, die nicht
auf ein Sternbild, einen Stern, eine Intelligenz oder einen göttlichen Namen
verweisen. Ich verstehe, dass dies für viele eine bleischwere Last sein mag,
die zu tragen nur wenigen gegeben ist. In Melencolia gab ich
darum einen Zirkel in die Hände eines Genius, der alles uns Umringende
mit dem unbeirrbaren Kern der Liebe und Gerechtigkeit verbindet. Den
        Blick
abgewandt, hat er das Schauen gelassen zurückgestellt, nicht länger eitel
in den Augen von Ihm, den er fürchtet, sondern Mensch geworden in seinen
eigenen. Müßig liegt zwischen den Symbolen der alten Wissenschaft
das Handwerkszeug der vergänglichen Kunst, Hobel, Hammer, Säge,
verloren zu seinen Füßen. Nun, da ihm die Gnade nicht mehr von oben
eingegossen wird, stimmt, was am Horizont aufschimmert, ihn schwermütig,
und sieht er, über einer Gloriole von Sonnenlicht, an einem Ort, wo sie
        nicht scheinen kann,
in schwarz und weiß einen Regenbogen das Firmament aufreißen,
        er glaubt, so
die Welt zu wägen, und spürt doch nur das enorme Gewicht seines Haupts!