Jan Volker Röhnert
Bentlager Blätter III
Bentlager Blätter III
Lass es fließen – im Flussbett,
vor deinen Augen, entlang der Rillen
in Baumrinde, fern auf der Autobahn;
mehr als ein Zuschauer bist du nicht.
Doch was weißt du davon, was sich vorbereitet
Lichtjahre von hier, dich in der Ebene
eines anderen Sommers erreicht?
Diesen Hiatus zwischen Heute und Morgen, du
spürst ihn gar nicht – federleichtes Gelenk.
Die Intervalle, von denen du selber nicht weißt,
sind Leben, die Impulse, sie tragen es fort,
auch der Augenblick zeigt nur ihre Spur,
ist immer ein Augenblick danach.
Doch wir sagen jetzt um zu leben und
um mit der Gewissheit nachzuschauen
zu sein. Der Fluss rollt sich zur Ebene aus,
der Storch stakt durch Stoppel bis zur Finsternis.
Wir haben den Faden, wenn wir den Sätzen folgen,
die an der Quelle blühn – den Faden,
um weitere Sätze zu bilden, solange das Licht
in die Blätter fällt, sonst nichts.