In seinem Namen steckt eine blaue Welle*,
eine seltsame Gleichzeitigkeit von Liebe und Hass,
die niemandem wehtut. Die Welle fließt auf und ab,
wie ein optisches Phänomen.
Oder zumindest gefällt mir dieser Sonderfall
– diese Art, wie er uns vorgestellt wurde.
Er kam aus Südfrankreich,
aber später ging er nach Paris, nach Brüssel
und London, er ging bis nach Afrika
auf der Suche nach ausreichend Sand.
Man braucht Wasser zum Waschen, aber er
nahm dafür tonnenweise Sand.
Ich verstehe das alles, und ich mag
den glitzernden Teil davon.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn – hätte ich
hundert Jahre früher gelebt – als meinen Bruder
im Gedicht bezeichnet hätte. Aber ich weiß,
dass ich ihn mag, weil er sagte
dass jeder Mensch ein Künstler sei.
Seine Logik war sehr einfach:
Da er selbst genial war, erwartete er das auch
von allen anderen. Entweder als verstecktes Talent,
oder als namenloses. Seine Forderung,
knapp aber kompliziert: „Was? Die Ewigkeit.”
Interessanterweise glaube ich manchmal,
dass das völliger Unsinn ist, wenn ich schlafen gehe.
Aber wenn ich morgens aufwache, gebadet
in frischem Licht, wird mir wieder klar,
dass er eigentlich ziemlich vorausschauend war.
(2002, Kaohsiung)
*Lan Bo, die phonetische Transliteration von Rimbauds Namen, klingt auf
Chinesisch genauso wie „Blaue Welle“.