Paul Wühr
[Der deutsche Jude]
Um
es so dumm anzufangen wie
möglich Bonn Weizmann
im Bundestag gesagt mußten
wir uns das sein lassen
nicht schon wieder sollten hier
Juden leben
wer will heute deutsch sein
nach allem was hier geschah
ein Deutscher doch nur weil
er muß
er kann sich von Deutschland
nicht lossprechen ein solcher
sollte auch nicht
nachdenken darüber ob dieser
Weizmann recht hat
also grundsätzlich da allen
Juden das Recht hier zu leben
zu keiner Zeit abgesprochen
werden kann
wir sollten da gar nicht von
Recht sprechen
wenn er in einem Land leben
will in dem es bald keine
Christen mehr gibt
wenn es je welche gab will
ich meinen
lasse ich Gotthold Ephraim
Lessing hier sagen
Der
redet in der Zukunft so
in der seinen
ich habe ihn dorthin erzählt
hoffentlich bleibt es was meine
Person betrifft nicht nur bei
mir wie gesagt
neben Lessing stelle ich mir
den Mendelssohn vor
und mich hinter den beiden
Theodor Lessing hat jetzt
das Wort
Dieser
fragt ob die Juden wie
seinerzeit
in Berlin immer noch beweisen
müssen heute daß sie als
Juden doch keine Juden sind
ob sie also immer noch ihre
Glaubensbrüder und nicht
nur diese sondern das ganze
Volk verraten
wenn sie sind was sie sein
wollen
Als
Bürger eines Staates mitten
in Europa der
Name desselben verdürbe
mir nur die Sache
um die es mir geht sagt
ein Lessing
der hier aus einer Zukunft
zurückspricht in
der wir eines Tages Menschen
sein wollen
kenne ich keine Brüder
im Glauben ein
Volk kann ich auch nicht
verraten
Als
deutsche Juden standen wir
auf unserem
deutschen Standpunkt in
den Lagern sagt
Theodor Lessing in einem
Gotthold der
jenen aus der Zukunft
zurück sagen läßt
wir waren typische Deutsche
keine Juden wie
wir sie jetzt in unserem
Staat sind in
dem wir nichts mehr anderes
sein wollen als
Juden was die kollektive
Selbsterhaltung
unseres Volkes wahrhaftig
gezeigt hat
Daraufhin
schwiegen die beiden
Lessings nämlich auch
der andere sagte dazu
kein Wort
Moses Mendelssohn stieß
seinen Freund so oft in
die Seite bis dann doch
einer von beiden aus dem
größeren Lessing heraus
sagte
uns beiden kann das
eine Volk in einem Staat
gestohlen bleiben
Es
sei ja immer nur um den Frieden
herum gegangen ein bekennender
Gläubiger sei gut und zwar
besonders nämlich außerdem
auch noch als Mensch
sagt Gotthold Ephraim Lessing
immer im festen Glauben daran
das Menschliche siege am
Ende über den Krieg
den die Bekenntnisse doch zu
erklären noch immer nicht
aufhören könnten
und wann fragt sich Lessing
wird allen endlich klar daß
Bekenntnisse aufhören müssen
Wie
wäre es wenn wir den
Juden nicht mehr
sagt Theodor Lessing
und Gotthold Ephraim
sagt und den Christen
gar nicht mehr heraus
kehren würden
nur noch reden mit
einander meinte
Mendelssohn und
essen
und trinken riefen
die Lessings
und lieben seufzte
besonders der Mann
aus Wolfenbüttel
und nur noch bekennen
wie gut es tut hier
überall zusammen
zu sein
um eines Tages sagen
zu können sagt Seume
die Erde hat den Himmel
verdorben
Ein
Deutscher muß kein bekennender
Jude sein lebt er im deutschen
Staat er kann aber
sagt Moses
ein Israeli das müßte doch
der Weizmann sagen müsse
kein bekennender Jude sein
wenn er im jüdischen Staat
leben will
aber er kann
das meinte der Gotthold
ob er warf Theodor in die
Runde verletze mit seinem
Bekenntnis er hoffe ein
jeder Staat ließe ihn Bürger
sein auch wenn er Niedersachse
sei und zwar ein bekennender
ja sagte Gotthold
Ansonsten
aber sagt Gotthold Ephraim
Lessing wie anders könnte
es Weizmann gemeint
haben
einen Deutschen der an dem
Juden in seiner Person nicht
hängt
wie ich an dem Deutschen in
mir nicht
kann das Staatsoberhaupt
Israels hier nicht einmal
in Gedanken ausweisen
wollen und
schon gar nicht heimholen
Nun
lebt hier ein Mann in
diesem Land
das wir wohl oder übel
immer
Deutschland nennen
werden müssen
der mir hier soufflierte
als ich den zwei
Lessings dem Seume
dem Mendelssohn
flüsterte was sie uns
vordenken
sollten ich spreche von
Rafael Seligmann
der über sich selbst sagt
Ich bin ein deutscher
Jude