Lea Schneider
[ziegen]
[ziegen]
ziegen. es gibt sie hier überall, wie einen geruch, der aus dem boden kommt. zwischen ihren hörnern verstecken sie je ein schwarzes loch. an dieser stelle sind sie nicht besonders tief und können ohne offizielle genehmigung betrieben werden; man sollte sich ja auch nicht an fakten halten, wenn es nur so wenige davon gibt. die lokale bevölkerung weiß, wie man mit lücken umgeht, kapital aus ihnen schlägt: die futterbäume in der näheren umgebung wurden bereits von der vorletzten generation abgeerntet, daher das ziegenmonopol. wie jede etablierte ideologie legitimiert es sich durch das allgemeine vergessen seiner entstehung. die gegenwärtige situation entspricht also unveränderlich dem naturzustand, der eine lücke ist, die man mit ziegen füllt. einmal im jahr werden alle zusammengetrieben, ein großes erntefest für die materie, die sich in ihnen verfangen hat. ansonsten denkt man eher wenig darüber nach.