Christoph Wenzel
der boden unter den füßen (VII) - wir lasen die landschaft wie bücher
der boden unter den füßen (VII) - wir lasen die landschaft wie bücher
VII
wir lasen die landschaft wie bücher, paukten bauernregeln, übten
den schulterblick, drehten kurz vorm werksgelände ab, unser abitur
war der führerschein mit 17, die schleichwege zur schule, die bus-
verbindung unser vaterunser, wir gingen, so ironisch, auf den scheunenball,
füllten uns ab mit garzweiler flächenbrand, wir sind die landjugend,
hochbegabt und eingetrübt, wir wuchsen mit der grube, sie liegt uns nah
am herzen, wir umrunden im kreisverkehr den eigenen blick, der dorfrand
eine variable größe, wir sind flüchtig, legen keinen wert auf unsere quellen
in der dorfchronik, unser grundbucheintrag, das ist fluxuskunst, das ist
realismus, wir ziehen in die städte und wir fliegen aus zu den terrassen,
beobachten den restsee wie er aufgefüllt, vielleicht betreiben wir
auch eine gärtnerei am niederrhein