Wulf Kirsten
BEINHART
BEINHART
ob du willst oder nicht, du mußt
ein offenes ohr haben für die nöte
der mitreisenden nachbarn auf zeit,
dann erfährst du in gezwängter und
bedrängter position, wo den mitmenschen,
der vor redseligkeit überquillt,
der schuh drückt, hier kannst du
beispiele sammeln für mitteilungsdrang,
eingekeilt in die masse der menschheit,
großraum zweiter klasse, vom zufall
kurzfristig geballt, hier lebst du
mit der gewißheit, den boden unter
den füßen noch nicht verloren zu haben,
so wird beschwichtigt die mitfahrerpein,
hier kannst du nicht abheben wie der
und jener, sobald ihn die ohnmächtige
allmacht in andere regionen entführte
oder zum mandatsträger erkor und nur
noch imstande, sich selbst zuzuhören,
berauscht von der vorgefertigten
phraseologie, lieber bahnreisender
sein und die klagelieder vernehmen
notgedrungener erscheinungen
im fernverkehr, umgetriebener,
ausgebuffter geschäftsvertreter,
wie etwa eben des herrn da neben dir
aus der futtermittelbranche,
der es nicht leicht hat,
wenn sein wehklagen nicht aufschneiderei,
nun wird er doch nicht gar
sein herzeleid ausschütteln
wie Frau Holle die betten,
bis kein fussel mehr im inlett:
was mich umtreibt, ist ein gnadenloser job,
oh, da muß einer auf dem quivive sein,
wenn er mithalten will, beinhart
sind die agrargenossen im osten,
beinhart sind die brüder, wirklich beinhart.